Frau bei Verkehrsunfall schwer verletzt

Eine Fußgängerin erlitt bei einem Verkehrsunfall in Kreuzberg in der Nacht zu Donnerstag schwere Verletzungen. Nach den bisherigen Ermittlungen befuhr gegen halb zwei ein 53jähriger Mercedes-Fahrer die Gneisenaustraße in Richtung Mehringdamm. An der Kreuzung Gneisenau-/Zossener Straße betrat die 23jährige bei Rot die Straße und übersah den heranfahrenden Wagen. Die junge Frau wurde von dem Auto erfasst und erlitt schwere Verletzungen. Die Feuerwehr brachte sie mit Kopfverletzungen und Beinbrüchen zur stationären Behandlung in ein Krankenhaus.

Maismehl vom Alten

Peter S. Kaspar liest »Herrschaften«

Knallharte Fakten und zahllose AffairenKnallharte Fakten und zahllose Affairen

Nicht, dass es wichtig wäre – aber wussten Sie, dass Konrad Adenauer 1915 ein Patent darauf erhielt, wie man mit geröstetem Maismehl Brotteig streckt? In »Herrschaften« vom Neuköllner »Stroh & Flausen Verlag« erfährt der Leser nicht nur das, sondern auch noch viele durchaus wichtigere Informationen über und um den Bundestag. Die Autoren Stiefel, Kühn und Dietzel vermitteln dem Leser manchmal augenzwinkernd, aber meist auch sehr profund Einblicke in das parlamentarische Leben weit über »heute« und »Tagesschau« hinaus.

Das Ganze ist garniert mit großartigen Karikaturen der handelnden Akteure, die aus der Feder von Frank Stiefel stammen.

Neben knallharten Fakten sind auch zahllose Affären und Affärchen aufgeführt. Politikerzitate, die einst das Blut in Wallungen brachten, lassen den Leser heute schmunzeln. Doch das Buch ist von bestechender Aktualität. Kurz vor der Bundestagswahl fand auch noch ein gewisser Horst Schlämmer Eingang in das Werk.

Ein grober Patzer sollte allerdings in der nächsten Ausgabe beseitigt werden: Die Irgun, die 1952 einen Briefbombenanschlag auf Konrad Adenauer verübte, war mitnichten eine palästinensische Untergrundorganisation, sondern eine jüdische.

Erhältlich im Buchhandel und bei Amazon.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Oktober 2009.

Spielhallenraub endet am Laternenmast

Zivilbeamte der Polizeidirektion 5 nahmen Mittwoch nachmittag einen Räuber fest, der mit zwei unbekannt gebliebenen Komplizen eine Spielhalle in Kreuzberg überfallen hatte. Gegen 16 Uhr betraten die drei maskierten Räuber das Spielcasino in der Glogauer Straße und bedrohten die Angestellten und Kunden mit einer Pistole. Anschließend brachen sie die Spielautomaten auf und entwendeten das Geld. Nachdem sie aus der Ladenkasse ebenfalls Bargeld entnommen hatten, flüchteten sie aus dem Lokal. Bevor das Trio mit einem BMW entkam, alarmierte eine Angestellte unbemerkt die Polizei. Die Beamten verfolgten kurz darauf das Fluchtauto, das wenig später in der Görlitzer Straße gegen einen Laternenmast prallte. Die Fahnder nahmen den 19jährigen Fahrer fest. Seine beiden Komplizen flüchteten in unbekannte Richtung. Das Fahrzeug wurde beschlagnahmt, und der Mann einem Raubkommissariat des Landeskriminalamtes überstellt.

Diebe bei der Müllentsorgung gestellt

Dienstag nachmittag wurden zwei junge Männer beim Entsorgen diverser Gegenstände in Kreuzberg festgenommen. Zivilbeamte des Polizeiabschnitts 52 beobachteten gegen 14:20 Uhr die beiden 23jährigen Männer, die verschiedene Wohnhäuser in der Hagelberger Straße betraten und anschließend Gegenstände untereinander austauschten und in umliegende Mülleimer warfen. Bei der Überprüfung der Verdächtigen fanden die Beamten Diebesgut aus einer kurz zuvor entwendeten Handtasche sowie Plastikkarten, die zur Öffnung von Wohnungstüren verwendet werden können. Während einer der Täter nach einer erkennungsdienstlichen Behandlung entlassen wurde, wurde dessen Komplize der Kriminalpolizei überstellt.

Brennende Müllcontainer

In der Nacht zu Dienstag zündeten unbekannte Täter mehrere Mülltonnen in Kreuzberg an und beschädigten daneben parkende Fahrzeuge.

Gegen 1:10 Uhr brannte ein Müllcontainer in der Skalitzer Straße, welcher zwischen zwei VW-Transportern der Deutschen Post abgestellt war. Die beiden Fahrzeuge sowie zwei weitere Transporter, die daneben parkten, gerieten durch die Flammen ebenfalls in Brand und wurden beschädigt.

Durch eine brennende Mülltonne in der Muskauer Straße wurde gegen halb drei ein daneben parkender BMW beschädigt.

Kurz vor 3 Uhr setzten Unbekannte einen Müllcontainer in der Pücklerstraße in Brand.

Etwa 45 Minuten später brannten drei Mülltonnen auf einem Hof in der Waldemarstraße.

In allen Fällen haben Einsatzkräfte der Feuerwehr die Flammen gelöscht. Verletzt wurde niemand.
Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts hat die weiteren Ermittlungen übernommen.

Zwei Kieze, zwei Filme

Robert S. Plaul war unterwegs zwischen Neukölln und Kreuzberg

Murat und Hakan hängen und albern an ihrer Stra­ßen­ecke rum

Foto: Dirk LütterMurat und Hakan hängen und albern an ihrer Stra­ßen­ecke rum Foto: Dirk Lütter

Eigentlich bezeichnet das Wort »Kreuzkölln« den Reuterkiez und steht zugleich für einen Ort wie auch dessen Entwicklung, eine geo­gra­fi­sche und eine gesellschaftliche Lage gewissermaßen. Unter dem gemeinsamen Titel »Kreuzkölln« kommen jetzt aber auch zwei Filme ins Kino, von denen nur der erste, »Moruk«, zumindest teilweise in jenem nördlichen Zipfel Neuköllns spielt.

Die beiden Deutschtürken Murat (Oktay Özdemir) und Hakan (Burak Yigit) hängen die meiste Zeit an ihrer Straßenecke herum, kiffen, träumen und philosophieren. Ab und zu ziehen sie mal jemanden ab, der sie für Dealer hält. Da begegnen sie Irina (Irina Potapenko) und Klara (Klara Reinacher) und ihr Leben gerät ein wenig in Bewegung. Viel mehr passiert in dem 29minütigen Kurzfilm von Serdal Karaça eigentlich nicht. Trotzdem ein gelungener Blick über den soziokulturellen Tellerrand – und eine gute Einstimmung auf den ‚Hauptfilm‘, die Dokumentation »24 Stunden Schlesisches Tor«.

Einen Tag und eine Nacht lang waren die Regisseurinnen Eva Lia Reinegger und Anna de Paoli mit ihrem Team rund ums Schlesische Tor unterwegs und haben die Menschen dort beobachtet und interviewt. Anwohner und Ausgehwütige, Migranten und Müllwerker, Künstler und Kaputte – die Mischung der Gesprächspartner ist chaotisch und teilweise bizarr, aber irgendwie auch ziemlich treffend. Ohne störenden Erzählerkommentar aus dem Off portraitiert der Film eine Gegend und deren Menschen, die erstaunlich offen von ihrem Leben, ihren Problemen und Träumen oder ihren Ansichten erzählen.

Leider geht keiner der Filme auf das ein, was der Titel nahelegen würde: Das Problem der Gentrifizierung, der steigenden Mieten und der Verdrängung ärmerer Bevölkerungsteile – dabei hätte sich das gerade am Beispiel des Schlesischen Tors gut zeigen lassen können. Nichtsdestotrotz aber zwei sehr stimmungsvolle Filme, die man auch und gerade jedem Neu-Berliner sehr ans Herz legen kann.

Ab 29. Oktober im Moviemento

Erschienen in der gedruckten KuK vom Oktober 2009.

Porno im Kino

Viertes PornfilmfestivalBerlin im Moviemento

Obwohl Pornografie vermutlich der florierendste Zweig der Filmbranche ist, haben Pornos nach wie vor ein Schmuddel­image, erst recht, wenn sie im Kino laufen. Genau das geschieht aber vom 22. bis 25. Oktober beim 4. PornfilmfestivalBerlin im als Pornokino völlig unverdächtigen Moviemento. Gezeigt werden rund 100 Spiel-, Kurz- aber auch Dokumentarfilme rund um die Themen Sex, Erotik und Geschlechterbilder. Das Festival nimmt für sich in Anspruch, die ganze Bandbreite he­te­ro-, homo- und transsexuellen Begehrens darzustellen. Stolz sind die Veranstalter auf die Tatsache, dass fast die Hälfte der Filme von Frauen stammen, so dass auch der weibliche Blick auf Sexualität und Lust eröffnet wird. Einige der Filmemacherinnen sind auch anwesend, darunter die Britin Petra Joy, die erstmalig den »Joy Award« für Erotik-Nachwuchsregisseurinnen vergeben wird. Verstärkt wird auch das Thema Fetisch angegangen. So wird es auch zahlreiche Filme zu sehen geben, in denen Menschen ihre Lust an Fesselung, Rollenspielen oder bestimmten Materialien zelebrieren. Neben dem Filmangebot gibt es zahlreiche Workshops und Diskussionsrunden zum Thema Pornografie, die im WirrWarr in der Dieffenbachstraße stattfinden. Eine Reihe von Ausstellungen und Performances im Kino runden die Veranstaltung ab.

Weitere Informationen und das Programm gibt es unter ­pornfilmfestivalberlin.de.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Oktober 2009.

Schwarz-Gelb? War da was?

Nun wird dieses Land also von einer Koalition regiert, deren Parteien im »bekanntesten Wahlkreis Deutschlands« (H.-C. Ströbele) einigermaßen jenseits der Wahrnehmungsschwelle liegen. Verschwindet der Bezirk nun seinerseits hinter dem Wahrnehmungshorizont der Politik? Mitnichten. Mög­li­cher­wei­se wird hier sogar die Politik von morgen zusammengebraut. Zum Beispiel Björn Böhning. Für den kann sich die katastrophale Wahlniederlage als Karriere-Turbo erweisen. Er gehört zu jenen jungen Sozialdemokraten, die die SPD nun dringend braucht, weil sie auch mit der Linken können. Wie etwa mit Halina Wawzyniak. Auch sie verkörpert einen neuen Stil: Pragmatisch, undogmatisch und offen. Die beiden schätzen sich, sitzen in einem Gesprächskreis und sind ein Beispiel dafür, wie die Gräben links der Mitte überwunden werden können.

Ströbele scheitert knapp – an 50 Prozent

Halina Wawzyniak schafft Sprung in den Bundestag / Piraten mit Rekordergebnis

So sehen Sieger aus: Hans-Christian Ströbele gewinnt den Wahlkreis vor Halina Wawzyniak.

Foto: rsp/piSo sehen Sieger aus: Hans-Christian Ströbele gewinnt den Wahlkreis vor Halina Wawzyniak. Foto: rsp/pi

Man ist nie zu alt, um sich neue Ziele zu setzen. Zum Beispiel könnte es sich Hans-Christian Ströbele in vier Jahren, da ist er dann 74, zum Ziel setzen, als erster grüner Kandidat in seinem Wahlkreis die absolute Mehrheit zu holen. Dieses Mal ist er noch knapp daran gescheitert. Es fehlen ja nur noch 3,2 Prozent. Das sollte kein allzu großes Problem sein. Schließlich hat er sein Ergebnis von 2005 um satte 3,5 Prozent verbessert.

Bei dieser Bundestagswahl hat Ströbele im übrigen das drittbeste Ergebnis aller Kandidaten in Berlin eingefahren. Nur Gesine Lötzsch und Petra Pau von den Linken waren noch besser. Die dürfen sich auf eine Bereicherung ihrer Frauenriege aus Friedrichshain-Kreuzberg freuen: Halina Wawzyniak hat es über die Landesliste geschafft. Beim Treffen mit der KuK hatte sie noch über ihre Chance geflachst: »Ach, wir brauchen ja nur 20 Prozent der Zweitstimmen, dann schaffen wir es.« – Voila!

Zwar ist sie über Platz 5 der Landesliste in den Bundestag gekommen, doch auch im Bezirk hatte sie ein achtbares Ergebnis. Mit 17,5 Prozent eroberte sie Rang zwei im Wahlkreis, noch vor Björn Böhning von der SPD, der vier Prozentpunkte einbüßte und mit 16,7 Prozent ins Ziel ging.

Genau 15 Stimmen mehr als ihr Vorgänger Kurt Wansner hat Vera Lengsfeld gesammelt. Vielleicht schafft sie es ja auch noch in den Bundestag. Sie ist erste Nachrückerin.

Markus Löning konnte den Erststimmenanteil der FDP von 2,7 auf 4,1 Prozent fast verdoppeln.

Und dann gibt es da noch einen ganz besonderen Rekord zu vermelden: Das bundesweit beste Zweitstimmenergebnis feierte die neue Piratenpartei im Wahlbezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Sechs Prozent holten die Piraten hier. Sie hatten auf einen Direktkandiaten verzichtet, um Hans-Christian Ströbele gewinnen zu lassen. Mit Erfolg: Ströbele erreichte an der Skalitzer Straße sein bestes je gemessenes Ergebnis mit 70,25 Prozent der Stimmen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Oktober 2009.

Bezirk spart sich Jugend

Freie Träger für Einrichtungen gesucht

Der Bezirk will seine Jugendeinrichtungen loswerden. Bis zum 30. Juni 2010 sollen die insgesamt 55 Mitarbeiter von Zentren wie dem Statthaus Böcklerpark oder dem Wasserturm an der Fidicinstraße in den Stellenpool versetzt werden.

Foto: pskVor nahezu jeder BVV- oder Ausschusssitzung kommt es mittlerweile zu massiven Protesten Foto: psk

So sind zumindest die Vorstellungen der dafür zuständigen Stadträtin Monika Herrmann. Sie verspricht sich dadurch Einsparungen in Höhe von einer Million Euro.

Geschlossen werden sollen die Einrichtungen aber nicht. Vielmehr sollen sie in freie Trägerschaften überführt werden. Doch dagegen regt sich breiter Widerstand über die Parteigrenzen hinaus. So regte zum Beispiel SPD-Kandidat Björn Böhning an, lieber im Bauressort zu sparen. Vor nahezu jeder BVV- oder Ausschusssitzung kommt es mittlerweile zu massiven Protesten gegen die grüne Bezirksstadträtin.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Oktober 2009.

Club im Clinch

Hausverwaltung kündigt dem SO36

Anstatt sein 30. Jubiläum in Ruhe zu feiern, muss sich das SO36 in der Oranienstraße mit immer neuen Problemen herumschlagen.

Mitte des Monats fanden die Betreiber des über die Grenzen der Stadt bekannten Veranstaltungsortes die Kündigung ihres Mietvertrags in der Post. Der Grund: die ausstehende August-Miete, die mitt­lerweile beglichen ist. Vorangegangen waren dem Schreiben diverse Auseinandersetzungen des Betreiberkollektivs mit der Hausverwaltung über vom Ordnungsamt geforderte Baumaßnahmen – eine 80.000 Euro teure Schallschutzmauer war die letzte Hoffnung gegen einen beständig über Lärm klagenden Nachbarn des Clubs.

Immerhin die Hälfte der immensen Kosten für die Mauer sind mitt­ler­wei­le durch Spenden und ein Benefizkonzert der Toten Hosen zusammengekommen, aber die Hausverwalterin Simone Stober scheint dem Vorhaben skeptisch gegenüber zu stehen. Zumindest ließ sie dem »Tip« gegenüber verlauten, dass sie bezweifelt, ob eine Mauer überhaupt etwas bringt. Auch ihre Äußerungen in der Berliner Zeitung erwecken den Eindruck, dass der legendäre Punk-Schuppen nicht ihr Traummieter ist. Sie wünscht sich eine »harmonischere« Oranienstraße, in der sich auch Familien wohlfühlen

Fünf der sieben Häuser in der »O-Straße«, die von der Firma Retus verwaltet werden und der Schwiegermutter von Simone Stober gehören, sind bereits saniert, und die Mieten wurden deutlich erhöht.

Auch die traditionsreiche Ecke rund um den Heinrichplatz ist inzwischen von der Gentrifizierungswelle überrollt worden. Die »Aufwertung« gewachsener Kiezstrukturen durch die Schaffung von höherwertigem und -preisigem Wohnraum für Familien und Besserverdienende hat schon für so manche kulturelle Institution das Aus bedeutet, Institutionen, die gerade das spezielle Flair und damit die Attraktivität des Kiezes ausmachen.

Im Falle der Institution SO36 gibt es noch eine leise Hoffnung. Immerhin redet man inzwischen wieder miteinander. Am 24. September saßen Betreiberverein, Hausverwaltung und Bezirksbürgermeister Franz Schulz zusammen am Runden Tisch, und sowohl im Bezirksamt als auch auf der Web­seite des SO36 ist man zuversichtlich, das Gespräch soll konstruktiv verlaufen sein.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Oktober 2009.