In eigener Sache

Die Kollegen unserer Ausgabe in Neukölln haben sich entschieden, im Rahmen ihrer Vorberichterstattung über die Bundestagswahl 2017 auch eine Veranstaltung mit dem Kandidaten der AfD zu organisieren. Die Kiez und Kneipe Kreuzberg wurde daraufhin von verschiedenen Seiten dazu aufgefordert, sich von ihrer Schwesterzeitung in Neukölln zu distanzieren.

Dazu nehmen wir wie folgt Stellung:

Die KuK-Ausgaben in Kreuzberg und Neukölln verbinden die gleichen Werte und beide Blätter sind in ihren Grundüberzeugungen und journalistischen Vorstellungen ähnlich aufgestellt. Allerdings entscheidet jede Redaktion für sich, ohne eine Einmischung der anderen Redaktion befürchten zu müssen. Schon aus diesem Grunde steht es uns gar nicht zu, die Kollegen für ihr Format zu maßregeln.

Auch wir haben in der Kreuzberger Redaktion lange darüber diskutiert, wie wir mit der AfD grundsätzlich und während des Wahlkampfes speziell umgehen sollen und sind dabei zu einem anderen Ergebnis gekommen. Wir werden die AfD weder zu einer Diskussionsveranstaltung einladen, noch irgendwelche Pressemitteilungen veröffentlichen oder Anzeigen annehmen. Das hat allerdings nichts damit zu tun, dass es sich um eine rechte Partei handelt, der wir kein Forum bieten wollen. Wir stehen auf dem Standpunkt: Wenn eine Partei die Presse allgemein (und die KuK übrigens auch schon direkt) als »Lügenpresse« beschimpft, dann sollte man dieser Partei auch ersparen, in irgendeiner Form in dieser Lügenpresse in Erscheinung zu treten. Im Übrigen werden wir zur Bundestagswahl nur mit Kandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien sprechen.

Trotzdem haben wir vor der Entscheidung der Kollegen in Neukölln großen Respekt. Sie zeugt durch und durch von demokratischer und journalistischer Überzeugung, überparteilich jeden Vertreter einer Partei zu Wort kommen zu lassen, die es in einer demokratischen Wahl in eine Volksvertretung geschafft hat. Das ist bei der AfD im Abgeordnetenhaus und der BVV Neukölln nun leider mal der Fall. Der Weg, den die Kollegen gehen, ist kein leichter. Mancher hat sich bei dem Versuch, die Rechten zu demaskieren, schon böse Schrammen geholt. Aber es ist nichts, aber auch gar nichts Unehrenhaftes dabei, diesen Versuch zu wagen. Im Gegenteil: Wer die Kollegen dafür im Vorfeld bereits kritisiert, hat alle Gründe, sein eigenes demokratisches Verständnis und sein Verhältnis zur Freiheit der Presse zu hinterfragen.

Peter S. Kaspar

Chefredakteur Kiez und Kneipe Kreuzberg