Für Kinder und Erwachsene

Bei Anagramm gibt es Bücher für Menschen, die gerne denken

Was wäre die Welt ohne Bücher? Sicherlich ein ganzes Stück langweiliger und dümmer. In dieser Reihe stellen wir Orte vor, an denen es Literatur zum Anfassen und Erleben gibt: Ob Belletristik, Sachbuch, Kochbuch, Lyrikband oder Fachbuch – Kreuzberger Buchhandlungen haben für jeden die passende Horizont­erweiterung im Angebot.

Die Buchhändlerinnen Sonja Marchewa und Katja Dotzauer zwischen Bücherregalen in der Buchhandlung AnagrammKennen den Geschmack der Nachbarschaft: Sonja Marchewa und Katja Dotzauer. Foto: rsp

Trotz ihrer Größe von rund 140 Quadratmetern droht die Buchhandlung Anagramm in der Trubeligkeit des Mehring­damms fast ein wenig unterzugehen. Was schade wäre – denn in dem geräumigen Ladenlokal findet sich ein sorgfältig kuratiertes Lektüreangebot für jedes Alter: Etwa die Hälfte der Titel machen Kinder- und Jugendbücher aus, womit die Buchhandlung, die 1976 (noch in der Großbeerenstraße) als »Kinderbuchladen Kreuzberg« gegründet wurde, gewissermaßen ihrer Tradition treu bleibt.

Wo anderswo die Titel der Spiegel-Best­seller­lis­te aufgereiht werden, präsentiert Anagramm eigene Favoriten: In den Büchern auf dem Tisch nahe dem Eingang stecken kleine Empfehlungskärtchen der drei Buchhändlerinnen, die ziemlich genau wissen, was die Kundinnen und Kunden aus der Nachbarschaft mögen.

Und was mag die Nachbarschaft? »Sie denkt gerne«, sagt Buchhändlerin Sonja Marchewa. Deshalb lasse man im Zweifelsfall auch »lieber mal eine Schmonzette weg«.

Ein Fokus des Ladens ist Feminismus, generell findet man bei Anagramm viel Literatur von Frauen. Neben deutschsprachiger Belletristik und Sachbüchern gibt es auch zwei Regale mit englischen Titeln – und eine Wand mit Graphic Novels.

Zweimal im Jahr präsentieren die Buchhändlerinnen ihre Empfehlungen in gebündelter Form bei Buchvorstellungsabenden. Außerdem finden regelmäßig – etwa einmal im Monat – Lesungen statt.

Erschienen in der gedruckten KuK vom September 2023.

Fachgeschäft für Fug und Unfug

In der Zossener Straße kommen Comic-Freunde auf ihre Kosten

Was wäre die Welt ohne Bücher? Sicherlich ein ganzes Stück langweiliger und dümmer. In dieser Reihe stellen wir Orte vor, an denen es Literatur zum Anfassen und Erleben gibt: Ob Belletristik, Sachbuch, Kochbuch, Lyrikband oder Fachbuch – Kreuzberger Buchhandlungen haben für jeden die passende Horizont­erweiterung im Angebot.

Bert Henning und Solange Adjakoh im Groben UnfugMitinhaber Bert Henning und Mitarbeiterin Solange Adjakoh im Groben Unfug. Foto: rsp

1982 hatten Comics bei Teilen der Bevölkerung noch einen eher schwierigen Ruf, und so darf man die Eröffnung des Comic-Ladens Grober Unfug – damals noch in Friedenau – ebenso wie den Namen wohl durchaus als kulturpolitisches Statement verstehen. Seit 1986 ist das Geschäft am heutigen Standort in der Zossener Straße 33 zu finden, zudem gibt es seit Ende der Neunziger eine Filiale in Mitte.

Während in der Torstraße auch die Importabteilung beheimatet ist, besteht das Kreuzberger Sortiment überwiegend aus deutschsprachigen Titeln des inzwischen stark diversifizierten Comic-Markts: Viele franko-belgische Sachen sind dabei, darunter natürlich Klassiker wie Asterix oder Lucky Luke, die seit Ladengründung zum Sortiment gehören, aber auch andere Funnies wie Donald Duck, außerdem Superhelden-Comics und Mangas. Und natürlich Graphic Novels, die mit ihrer langen Erzählform dazu beigetragen haben, Comics als Kunstform salon- und feuilletonfähig zu machen. Um die 4.000 Titel finden sich auf den rund 60 m² Ladenfläche. Dazu kommt ein ausgewähltes Sortiment an Postern, T-Shirts und Sammelfiguren.

Für Orientierung sorgen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die »alle einen Comic-Background haben«, wie Bert Henning, Mitinhaber seit 1985, erklärt. Er selbst zeichnet ebenfalls Comics (sein »50-jähriger Punk« erschien jahrelang in der KuK), Kollegin Solange Adjakoh kommt aus der Fan-Szene, früher standen hier Zeichner wie Fil und TOM hinterm Tresen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom April 2023.