Silvio-Meier-Preis an Edeltraut Pohl

Auch Initiave gegen Rassismus wird ausgezeichnet

Edeltraut Pohl ist eine der Preisträgerinnen des diesjährigen Silvio-Meier-Preises. Foto: Giovanni Lo Curto

Es ist jetzt 25 Jahre her, dass in Friedrichshain in der Samariterstraße Silvio Meier von Rechtsextremisten erstochen wurde. Im vergangenen Jahr vergab der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg zum ersten Mal den Silvio-Meier-Preis. Damit will der Bezirk »Menschen, Vereine, Initiativen und Projekte ehren und unterstützen, die sich in herausragender Weise gegen Rechtsextremismus, Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung einsetzen«

Geehrt wurde in diesem Jahr Edeltraut Pohl von der Samaritergemeinde. Einst kam sie als Sekretärin des damaligen Pfarrers Reiner Eppelmann in die Gemeinde, die in der Vorwendezeit unter anderem durch ihre Blues-Messen von sich reden machte. Auch Silvio Meier war in der Gemeinde aktiv.

Nach der Wende wurde die Samaritergemeinde unter anderem durch ihr Kirchenasyl bekannt. Edeltraut Pohl organsierte auch das Kirchencafé, das auch heute noch ein wichtiger Anlaufpunkt für Geflüchtete und Asylsuchende ist.

Außerdem ging der Preis auch noch an die Initiative »Aufstehen gegen Rassismus«. Die hat sich ganz besonders dem Kampf gegen die AfD verschrieben. Unter anderem bietet die Initiative Seminare an, wie man Rassismus und Intoleranz im Alltag richtig begegnet.

Hinter der Initiative stehen die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und der Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten. Dass die Initiative »Aufstehen gegen Rassismus« sich explizit gegen die AfD positioniert, hat dem Bezirk nicht nur eine Klage eingebracht, sondern auch die Feier zur Preisverleihung nicht unerheblich beeinflusst.

Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann zeigte sich an jenem Abend ziemlich bestürzt: »Das hätte ich mir nicht träumen lassen, dass wir so eine Veranstaltung mit Security schützen lassen müssen«.

AfD versuchte, Preisverleihung zu verhindern

Tatsächlich hatte man sich von Bezirksseite aus auf mögliche Angriffe oder Provokationen von rechts gewappnet. Doch die blieben an diesem Abend in den Räumen der Jugendwiderstandsmuseums aus.

Allerdings hatte die AfD im Vorfeld schon sehr schweres Geschütz gegen den Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg aufgefahren. Der verletze seine Neutralitätspflicht, wetterte der Landesvorsitzende Georg Pazderski. Doch dabei beließ er es nicht. Auch die Justiz wurde gleich in doppelter Hinsicht bemüht. Einerseits sollte das Berliner Verwaltungsgericht die Preisverleihung per einstweiliger Verfügung stoppen, aber auch strafrechtlich legte Pazderski nach. Wegen »Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung« stellte der Landesvorsitzende eine Strafanzeige.

Ob es zum Strafverfahren kommt, ist eher ungewiss. Mit der einstweiligen Verfügung gegen die Preisverleihung jedenfalls scheiterte Paz­derski vor dem Verwaltungsgericht.

So ging der Abend der Preisverleihung mit Glühwein nahezu besinnlich zu Ende. Immerhin hatte das rechtliche Hickhack um den Silvio-Meier-Preis der Auszeichnung auch überregional eine gebührende Aufmerksamkeit in den Medien verschafft.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Dezember 2017.

So viel Ehrlichkeit

Max Prosa inspiriert mit großartiger Poesie

Wie ein deutscher Bob Dylan – so wird Max Prosa in den großen Medien beschrieben. Das liegt natürlich nahe, wenn man den Mann mit den Locken, der Gitarre und einer Mundharmonika spielen sieht. Dass er allerdings ein Songbuch von Bob Dylan zur eigenen Inspiration nutzt, verfeinert das Bild umso mehr.

Der Nachname Prosa ist ein Künstlername und angelehnt an das, was Max in seiner Musik unterbringt. Seine Texte sind voller Gefühl über das Leben und die Liebe. Es gehe ihm, wie er in dem Film über sein neuestes Album erzählt, nicht darum, etwas zu sagen, was noch niemand vorher gesagt hat, sondern darum, etwas, was schon oft gesagt wurde, so zu sagen, dass es jeder fühlt. Oder, wie es eine gute Freundin passend ausdrückte: »Ich kenne auch jedes dieser Worte und trotzdem kann ich sie nicht so aneinanderreihen«.

In Charlottenburg aufgewachsen, entschied er sich nach zwei abgebrochenen Studiengängen, sein Leben der Musik zu widmen. Seine Bewerbung an der Mannheimer Popakademie wurde zunächst abgelehnt, doch 2010 durfte er an einem Bandpool-Projekt der Akademie teilnehmen. Bald darauf wurde der Sänger Clueso auf ihn aufmerksam und nahm in auf seiner »An und für sich«-Tour als Vorband mit. 2012 folgte sein erstes wunderbares Studioalbum mit dem bezeichnenden Namen »Die Phantasie wird siegen« und der gleichnamigen ersten Solo-Tour. Nach einem weiteren erschien im März diesen Jahres sein drittes Album. Der erwähnte Film zu »Keiner kämpft für mehr« dokumentiert die Arbeit an dem Album und seine Entstehung. Zusammen mit dem Regisseur Marc Littler fuhr er dafür nach Irland, genau der Ort, an dem er sich vor zehn Jahren für die Musik entschied, und gibt seinen Hörern den Kontext für sein poetisches Schaffen.

Etwas herüberzubringen und dabei ehrlich zu sein, ist das, was sich der Musiker auf die Fahnen geschrieben hat. Und die­se Ehrlichkeit berührt so sehr, dass Tränen auf einem Konzert keine Seltenheit sind.

Am 23. März wird Max Prosa im Lido in der Cuvrystraße spielen und Gedichte lesen. Diesen Abend voller schöner Worte kann ich jedem nur wärmstens ans Herz legen, der den deutschen Bob Dylan kennen lernen möchte.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Dezember 2018.