Tradition en masse

Das SO36 wird in diesem Jahr 40

Süd-Ost 36, so so. Das jedenfalls ist die Bedeutungserklärung, die man von den Berlinern bekommt, wenn man (so wie ich) hierher zieht. Dass das SO36 ein traditionsreicher Ort sein muss, war mir ziemlich schnell klar, als ich mich wild fuchtelnd auf einer der monatlichen 80er-Partys dort wiederfand. Ziemlich viel Parkett, ziemlich viel Putz, ziemlich viel alt. Jetzt wird das SO (wie man es in der Szene nennt) 40 Jahre alt.

Ganz bescheiden, wie man diesen Veranstaltungsort so kennt, gibt es darum nicht viel Tumult. Die Betreiber haben ein T-Shirt herausgebracht, schwarz, Baumwolle, 15 Euro.

Viel passiert ist in und um den Club seit 1978. Anfangs war das SO eine Anlaufstätte für Fans der Punk- und Besetzerszene. Die Dead Kennedys haben hier gespielt, Exploited stand auf der Bühne, fertig war der Ruf um die außergewöhnlichen Konzerte.

Auf ihrer Website (www.so36.com) zählen die Betreiber einige der Künstlerinnen und Künstler auf, die sich bereits auf der traditionsreichen Bühne vergnügt haben – eine Liste, die sich sehen lassen kann. Zu meinen persönlichen Favoriten gehören die Ärzte, Beatsteaks, Atari Teenage Riot, The Offspring und, um einmal aus der Gitarren-Schrammel-Richtung abzuweichen, auch Freundeskreis und Blumentopf. Ziemlich viel wow! Irgendein Gefühl zwischen Bewunderung und Neid auf alle, die dabei waren, schleicht sich beim Lesen dieser Liste heimlich bei mir ein.

Der Bezirk hat sich mittlerweile ganz schön verändert, doch das SO präsentiert sich noch genau so, wie es meiner Vorstellung von damals entspricht. Wichtig ist, dass jegliche Form Rassismus, Sexismus und Homophobie verbannt wird.

Es scheint, als würden die Betreiber nie alt oder vielleicht auch nur nie langweilig. Der Verein (und nun Achtung, für alle die immer froh und munter die Bedeutung mit Süd-Ost erklärt haben) Sub Opus 36 e.V. fördert Kultur und fördert Diversität. Und das – so bleibt für mich zu hoffen – noch viele weitere 40 Jahre lang. Happy Birthday SO36, du liebes, schönes Stück Kultur.

Erschienen in der gedruckten KuK vom September 2018.