Für Kinder und Erwachsene

Bei Anagramm gibt es Bücher für Menschen, die gerne denken

Was wäre die Welt ohne Bücher? Sicherlich ein ganzes Stück langweiliger und dümmer. In dieser Reihe stellen wir Orte vor, an denen es Literatur zum Anfassen und Erleben gibt: Ob Belletristik, Sachbuch, Kochbuch, Lyrikband oder Fachbuch – Kreuzberger Buchhandlungen haben für jeden die passende Horizont­erweiterung im Angebot.

Die Buchhändlerinnen Sonja Marchewa und Katja Dotzauer zwischen Bücherregalen in der Buchhandlung AnagrammKennen den Geschmack der Nachbarschaft: Sonja Marchewa und Katja Dotzauer. Foto: rsp

Trotz ihrer Größe von rund 140 Quadratmetern droht die Buchhandlung Anagramm in der Trubeligkeit des Mehring­damms fast ein wenig unterzugehen. Was schade wäre – denn in dem geräumigen Ladenlokal findet sich ein sorgfältig kuratiertes Lektüreangebot für jedes Alter: Etwa die Hälfte der Titel machen Kinder- und Jugendbücher aus, womit die Buchhandlung, die 1976 (noch in der Großbeerenstraße) als »Kinderbuchladen Kreuzberg« gegründet wurde, gewissermaßen ihrer Tradition treu bleibt.

Wo anderswo die Titel der Spiegel-Best­seller­lis­te aufgereiht werden, präsentiert Anagramm eigene Favoriten: In den Büchern auf dem Tisch nahe dem Eingang stecken kleine Empfehlungskärtchen der drei Buchhändlerinnen, die ziemlich genau wissen, was die Kundinnen und Kunden aus der Nachbarschaft mögen.

Und was mag die Nachbarschaft? »Sie denkt gerne«, sagt Buchhändlerin Sonja Marchewa. Deshalb lasse man im Zweifelsfall auch »lieber mal eine Schmonzette weg«.

Ein Fokus des Ladens ist Feminismus, generell findet man bei Anagramm viel Literatur von Frauen. Neben deutschsprachiger Belletristik und Sachbüchern gibt es auch zwei Regale mit englischen Titeln – und eine Wand mit Graphic Novels.

Zweimal im Jahr präsentieren die Buchhändlerinnen ihre Empfehlungen in gebündelter Form bei Buchvorstellungsabenden. Außerdem finden regelmäßig – etwa einmal im Monat – Lesungen statt.

Erschienen in der gedruckten KuK vom September 2023.

Gebrauchte Geisteswissenschaften

Im Antiquariat Minx in der Bergmannstraße gibt es noch einige Buchschätze zu heben

Was wäre die Welt ohne Bücher? Sicherlich ein ganzes Stück langweiliger und dümmer. In dieser Reihe stellen wir Orte vor, an denen es Literatur zum Anfassen und Erleben gibt: Ob Belletristik, Sachbuch, Kochbuch, Lyrikband oder Fachbuch – Kreuzberger Buchhandlungen haben für jeden die passende Horizont­erweiterung im Angebot.

Antiquar Rainer Minx zwischen vollen Regalen und Bananenkisten voller alter Bücher.Antiquar Rainer Minx zwischen vollen Regalen und Bananenkisten voller alter Bücher. Foto: rsp

Rund 25.000 Bücher dürften es sein, die in den Räumen des Antiquariats an der Ecke Bergmannstraße/Schenkendorfstraße auf neue Leser warten. Ganz so genau kann Rainer Minx, der das Geschäft seit 23 Jahren zusammen mit Mitinhaber Wilhelm Fetting betreibt, es nicht sagen; die Rechengröße des Antiquars ist die Bananenkiste – und von denen gibt es auf den rund 80 Quadratmetern etliche zwischen den vollen Regalen. Weitere Bestände finden sich in Minx’ Zweitladen ein paar Meter die Schenkendorfstraße hinauf sowie in einem weiteren Antiquariat in der Bücherstadt Wünsdorf in Brandenburg.

Auch wenn – auch und gerade unter den bei gutem Wetter vorm Laden aufgestellten Büchern – einige belletristische Titel und sogar Musik-CDs dabei sind, liegt der Fokus des Geschäfts doch eindeutig bei den Geisteswissenschaften: Theater und Kultur, Philosophie und Psychologie, Theologie, Judaica und eine ganze Menge Bücher, die sich mit Marxismus beschäftigen.

Das ist heutzutage, das sagt auch Rainer Minx, nicht gerade das, was sich besonders gut verkauft. Richtige Sammler gäbe es kaum noch, und jüngere Menschen würden gar nicht erst auf die Idee kommen, sich eine eigene Bibliothek aufzubauen.

Und doch gibt es immer wieder Menschen, die in dem Laden auf Entdeckungsreise gehen und den einen oder anderen Schatz heben – und damit den zynischen Fatalismus des passionierten Buchhändlers Lügen strafen. Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert!

Erschienen in der gedruckten KuK vom August 2023.

Buchhandlung mit Druckwerkstatt

Große Auswahl für minderjährige Literaturfans bei Krumulus am Südstern

Was wäre die Welt ohne Bücher? Sicherlich ein ganzes Stück langweiliger und dümmer. In dieser Reihe stellen wir Orte vor, an denen es Literatur zum Anfassen und Erleben gibt: Ob Belletristik, Sachbuch, Kochbuch, Lyrikband oder Fachbuch – Kreuzberger Buchhandlungen haben für jeden die passende Horizont­erweiterung im Angebot.

Zwei Buchhändlerinnen von einem BücherregalBuchhändlerin Kerstin Hanne und Inhaberin Anna Morlinghaus. Foto: rsp

»Liebe kleine Krummelus, niemals will ich werden gruß«, lautet der Zauberspruch, mit dem Pippi Langstrumpf und ihre Freunde Tommy und Annika dem Erwachsenwerden abschwören. Die Buchhandlung Krumulus (mit drei U und einem M) am Südstern bietet auf jeden Fall genug Material, um die Zeit des Nicht-Erwachsenseins gut zu überstehen: Bilderbücher, Vorlesebücher, Bücher für Erstleser, Kleinkinder und Jugendliche finden sich auf den rund 80 angenehm verwinkelten Quadratmetern ebenso wie Sachbücher, Comics und Hörbücher für junge Menschen – mitgebrachte Erziehungsberechtigte können solange in der Erwachsenenecke abgestellt werden, die eine kleine Auswahl an Bestsellern und aktuellen Titeln bereithält.

Doch die sorgfältig kuratierte Auswahl an Kinder- und Jugendliteratur ist nicht alles, was der 2014 eröffnete Laden zu bieten hat: Im hinteren Galerieraum gibt es regelmäßige Ausstellungen mit Illustrationen, bei denen immer eines oder mehrere Bücher im Mittelpunkt stehen. Dort findet auch der Vorlesesalon für Kitagruppen und Schulklassen statt, außerdem gibt es Lesungen, Buchpremieren, Theater und musikalische Angebote für Familien sowie den Buchclub für Menschen zwischen 8 und 18.

In der Druckwerkstatt im Keller werden darüber hinaus Workshops für Kinder und Jugendliche angeboten, bei denen zum Beispiel Siebdruck und Linolschnitt ausprobiert werden können. In der Stempelwerkstatt können in den Sommerferien eigene Stempel gestaltet werden.

Linke Institution

Der Buchladen Schwarze Risse ist als Kollektiv organisiert

Was wäre die Welt ohne Bücher? Sicherlich ein ganzes Stück langweiliger und dümmer. In dieser Reihe stellen wir Orte vor, an denen es Literatur zum Anfassen und Erleben gibt: Ob Belletristik, Sachbuch, Kochbuch, Lyrikband oder Fachbuch – Kreuzberger Buchhandlungen haben für jeden die passende Horizont­erweiterung im Angebot.

Buchladen Schwarze Risse von außenHinter der unscheinbaren Tür verbirgt sich eine riesige Auswahl politischer Literatur. Foto: rsp

Den Buchladen Schwarze Risse als »Geheimtipp« zu bezeichnen, ginge wohl an der Realität vorbei, denn der Hinterhof, in dem sich das Souterrain-Geschäft verbirgt, ist der Meh­ring­hof, und zumindest in der politischen Linken ist der Laden eine feste Institution.

Die als Kollektiv organisierte Buchhandlung bietet so ziemlich alles an Literatur an, was zur außerparlamentarischen Opposition zu haben ist. Das sind ganz überwiegend Sach- und Fachbücher zu politischen und gesellschaftlichen Themen: Feminismus, Kommunismus und Anarchismus finden auf den rund 100 Quadratmetern ebenso ihren Platz wie Bücher, die sich mit Rassismus und Nationalsozialismus auseinandersetzen. Auch literaturwissenschaftliche und philosophische Titel gehören zum Sortiment, dazu kommen zahlreiche Zeitschriften sowie kleinere Abteilungen mit Comics, Belletristik und Krimis – auch hier mit einem klaren Fokus auf politische Themen.

Doch der Laden, in dem explizit kein Konsumzwang herrscht, versteht sich nicht allein als Buchhandlung: Fast jede Woche gibt es Lesungen und Diskussionsveranstaltungen, die auch eine Schnittstelle bilden sollen zwischen Gruppen, die eher auf der Straße arbeiten, und theoriebildenden Zusammenhängen. Von vielen Events gibt es Mitschnitte, die man im Schwarze-Risse-Podcast nachhören kann.

Der Buchladen wurde vor über 40 Jahren gegründet und gehörte damals zu den ersten Mietern des linksalternativen Kulturzentrums Meh­ring­hof.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Juni 2023.

Fachgeschäft für Fug und Unfug

In der Zossener Straße kommen Comic-Freunde auf ihre Kosten

Was wäre die Welt ohne Bücher? Sicherlich ein ganzes Stück langweiliger und dümmer. In dieser Reihe stellen wir Orte vor, an denen es Literatur zum Anfassen und Erleben gibt: Ob Belletristik, Sachbuch, Kochbuch, Lyrikband oder Fachbuch – Kreuzberger Buchhandlungen haben für jeden die passende Horizont­erweiterung im Angebot.

Bert Henning und Solange Adjakoh im Groben UnfugMitinhaber Bert Henning und Mitarbeiterin Solange Adjakoh im Groben Unfug. Foto: rsp

1982 hatten Comics bei Teilen der Bevölkerung noch einen eher schwierigen Ruf, und so darf man die Eröffnung des Comic-Ladens Grober Unfug – damals noch in Friedenau – ebenso wie den Namen wohl durchaus als kulturpolitisches Statement verstehen. Seit 1986 ist das Geschäft am heutigen Standort in der Zossener Straße 33 zu finden, zudem gibt es seit Ende der Neunziger eine Filiale in Mitte.

Während in der Torstraße auch die Importabteilung beheimatet ist, besteht das Kreuzberger Sortiment überwiegend aus deutschsprachigen Titeln des inzwischen stark diversifizierten Comic-Markts: Viele franko-belgische Sachen sind dabei, darunter natürlich Klassiker wie Asterix oder Lucky Luke, die seit Ladengründung zum Sortiment gehören, aber auch andere Funnies wie Donald Duck, außerdem Superhelden-Comics und Mangas. Und natürlich Graphic Novels, die mit ihrer langen Erzählform dazu beigetragen haben, Comics als Kunstform salon- und feuilletonfähig zu machen. Um die 4.000 Titel finden sich auf den rund 60 m² Ladenfläche. Dazu kommt ein ausgewähltes Sortiment an Postern, T-Shirts und Sammelfiguren.

Für Orientierung sorgen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die »alle einen Comic-Background haben«, wie Bert Henning, Mitinhaber seit 1985, erklärt. Er selbst zeichnet ebenfalls Comics (sein »50-jähriger Punk« erschien jahrelang in der KuK), Kollegin Solange Adjakoh kommt aus der Fan-Szene, früher standen hier Zeichner wie Fil und TOM hinterm Tresen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom April 2023.

Klein, aber oho

Beratung steht bei der Buchhandlung Ludwig Wilde an erster Stelle

Was wäre die Welt ohne Bücher? Sicherlich ein ganzes Stück langweiliger und dümmer. In dieser Reihe stellen wir Orte vor, an denen es Literatur zum Anfassen und Erleben gibt: Ob Belletristik, Sachbuch, Kochbuch, Lyrikband oder Fachbuch – Kreuzberger Buchhandlungen haben für jeden die passende Horizont­erweiterung im Angebot.

Raumfüllendes volles Bücherregal, davor ein mit Bücher überquellender Verkaufstresen, lächelnd daneben Buchhändler Harald KirchnerBuchhändler Harald Kirchner findet für jeden das passende Buch – und hat es vermutlich auf Lager. Foto: rsp

Ewig zwischen Regalen und Büchertischen umherzuschweifen klappt in der Buchhandlung Ludwig Wilde schon deshalb nicht, weil der eigentliche Verkaufsraum kaum mehr als 20 Quadratmeter misst und nur zum kleineren Teil dem Publikumsverkehr dient. Aber das ist auch gar nicht nötig, denn Buchhändler Harald Kirchner und seine beiden Mitarbeiterinnen kennen ihre Stammkundschaft sehr gut und oft seit Jahren und finden auch für alle anderen schnell das passende Buch. Neben Belletristik und Kinderbuch gehört auch eine Auswahl an politischer und feministischer Literatur zum Sortiment, dazu kommen Krimis und – in kleinen Mengen – Comics. Außerdem werden etliche Schulen regelmäßig mit Schulbüchern beliefert.

Die kleine Buchhandlung in der Körtestraße 24 blickt auf eine über hundertjährige Geschichte zurück, was auch den immensen Lagerbestand erklären dürfte, in dem sich für jeden literarischen Geschmack etwas findet: Einige Zehntausend Titel werden es wohl sein, die fast jede waagerechte Fläche der Räumlichkeiten einnehmen, sowohl vor als auch hinter den Kulissen. »Nur das Genie beherrscht das Chaos«, könnte man meinen, doch die Wahrheit ist viel banaler: Alle Titel sind mit ihrem Standort in der Warenwirtschaft gespeichert. Sie alle zu erfassen, war aber wohl ebenso anstrengend wie der Umzug aus der Fichtestraße damals im Jahr 1995, an den sich Kirchner noch lebhaft erinnert: »Ich gebe Ihnen einen Tipp: Ziehen Sie nie mit einer Buchhandlung um.«

Erschienen in der gedruckten KuK vom März 2023.

Phantastik-Beratungsstelle

Im Otherland kommen Fantasy- und SciFi-Fans auf ihre Kosten

Was wäre die Welt ohne Bücher? Sicherlich ein ganzes Stück langweiliger und dümmer. In dieser Reihe stellen wir Orte vor, an denen es Literatur zum Anfassen und Erleben gibt: Ob Belletristik, Sachbuch, Kochbuch, Lyrikband oder Fachbuch – Kreuzberger Buchhandlungen haben für jeden die passende Horizont­erweiterung im Angebot.

Buchhändler Wolfgang Treß vor den Bücherregalen im Otherland.Mitinhaber Wolfgang Treß ist der Science-Fiction-Experte im Otherland-Team. Foto: rsp

Wer bei Fantasy nur an Tolkien und bei Science-Fiction nur an Raumschiff Enterprise denkt, sollte dringend mal zum Marheinekeplatz gehen und das Otherland besuchen. Die bereits 1998 eröffnete Buchhandlung (damals noch unter dem Namen UFO) hat sich ganz auf SciFi, Horror und Fantasy spezialisiert und ist damit eine der wenigen Anlaufstellen für Fans der Phantastik-Genres in Deutschland.

Auf den rund 90 Quadratmetern Verkaufsfläche in der Bergmannstraße 25 finden sich aber nicht nur belletristische Werke der drei Bereiche, sondern auch ein Regal mit wissenschaftlicher Sekundärliteratur, passende Comics, eine Auswahl an Kinder- und Jugendbüchern sowie eine Rollenspielabteilung. Zusätzlich gibt es etliche Regalmeter mit antiquarischen Titeln – wie auch das sonstige Sortiment mit einem großen Anteil an englischsprachigen Ausgaben – sowie ein wenig »Merch«, also alles von der Star-Wars-Tasse bis zur Spock-Perücke.

»Wir sind vor allem eine Beratungsbuchhandlung«, sagt Wolfgang Treß, der das Geschäft zusammen mit Jakob Schmidt und Simon Weinert 2013 übernommen hat. Überhaupt ist den Betreibern die Kommunikation mit der Leserschaft wichtig. So gibt es monatliche Plauder­abende (»Gatherland«), Rollenspiel-Treffen und Abende mit Autorinnen und Autoren. Der Renner seit Corona: individuell zugeschnittene Überraschungsbuchpakete.

Benannt ist das Otherland übrigens nach der Cyberpunk-Reihe von Tad Williams, dessen Bücher natürlich auch in den Regalen stehen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Februar 2023.

Bücher für Kinder und Christen

Gemütliche Kiezbuchhandlung in der Zossener Straße

Was wäre die Welt ohne Bücher? Sicherlich ein ganzes Stück langweiliger und dümmer. In dieser Reihe stellen wir Orte vor, an denen es Literatur zum Anfassen und Erleben gibt: Ob Belletristik, Sachbuch, Kochbuch, Lyrikband oder Fachbuch – Kreuzberger Buchhandlungen haben für jeden die passende Horizont­erweiterung im Angebot.

Bilderbuchladen von innen mit Buchhändlerin Elisabeth BreitenbachElli Breitenbach im Bilderbuchladen in der Zossener Straße. Foto: rsp

Keine 25 Quadratmeter misst die Verkaufsfläche des Bilderbuchladens in der Zossener Straße 6. Es ist ein kleines Idyll an der lauten Hauptverkehrsstraße. Für eine Frontalpräsentation der Bücher ist da wenig Gelegenheit, sodass das Geschäft, das hier unter diesem Namen schon seit 1985 existiert, eher wie eine gemütlich eingerichtete kleine Bibliothek wirkt.

Zum Sortiment gehören, wie der Name bereits vermuten lässt, zum großen Teil Bücher für Kinder bis zum Schulalter. Dazu gesellen sich einige ausgewählte Jugendbücher, ein paar Romane für Erwachsene – und ein relativ großes christliches Sortiment aus Bibeln und theologischer Literatur, das auch Kunden aus Lichterfelde, Hellersdorf oder Weißensee in die kleine Kiezbuchhandlung lockt. Tatsächlich war der Laden gut zehn Jahre lang unter der Trägerschaft der Berliner Stadtmission, Anfang 2018 haben dann die langjährige Mitarbeiterin Brigitte Geselle und ihre Kollegin Elisabeth Breitenbach das Geschäft übernommen.

Neben Büchern findet sich in dem Laden auch ein kleines Non-Book-Sortiment: Kalender, Postkarten, aber auch ein Regalbrett mit Tee, Kaffee und Schokolade. Passend zur Adventszeit und der christlichen Ausrichtung, verkauft der Bilderbuchladen auch die berühmten Herrnhuter Sterne. Und natürlich gilt auch im Bilderbuchladen, was in so gut wie jeder Buchhandlung gilt: Jedes lieferbare Buch, egal welchen Genres, kann in der Regel zum nächsten Werktag bestellt werden.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Dezember 2022.

Spezialist für Mord und Totschlag

Das Hammett berät seit 27 Jahren Freunde der Kriminalliteratur

Was wäre die Welt ohne Bücher? Sicherlich ein ganzes Stück langweiliger und dümmer. In dieser Reihe stellen wir Orte vor, an denen es Literatur zum Anfassen und Erleben gibt: Ob Belletristik, Sachbuch, Kochbuch, Lyrikband oder Fachbuch – Kreuzberger Buchhandlungen haben für jeden die passende Horizont­erweiterung im Angebot.

Buchhändler Christian Koch vor einer Regalwand der Buchhandlung HammettKrimileser und -Händler aus Leidenschaft. Christian Koch im Hammett. Foto: rsp

Es gibt in ganz Deutschland nur eine Handvoll spezialisierter Krimibuchhandlungen – eine davon ist das Hammett in der Friesenstraße 27, benannt nach dem amerikanischen Krimi-Schriftsteller Dashiell Hammett. Der kleine Laden nahe des Marheinekeplatzes blickt bereits auf eine 27-jährige Geschichte zurück und ist inzwischen zu einer festen Institution geworden, sowohl im Kiez als auch darüber hinaus. Rund 2700 deutsche und um die 700 englische Bücher aus dem Kriminalgenre finden auf den etwa 35 Quadratmetern Platz, dazu kommt eine eigene Abteilung mit gebrauchten Exemplaren, darunter auch seltenere und bereits vergriffene Titel.

Etliche Regalmeter sind Berlin-Krimis gewidmet, und auch his­torische und politische Kriminalliteratur findet sich im Angebot. Außer True Crime, Hörbüchern und Spielen ist alles dabei, was das Herz des Krimifans höher schlagen lässt.

Das Entscheidende dürfte aber weniger die Zahl der vorrätigen Titel sein – alles andere, übrigens auch aus anderen Genres, kann kurzfristig bestellt werden – sondern die Expertise des dreiköpfigen Teams um Inhaber Christian Koch, der bereits seit 1998 Kundinnen und Kunden in Sachen Spannungslektüre berät.

Apropos Kundinnen: Tatsächlich schätzt Christian Koch das Geschlechterverhältnis auf 50:50. Und noch ein Tipp: auf hammett-­krimis.de pflegt das Team die mittlerweile drittgrößte Krimiwebseite Deutschlands mit rund 39.000 verzeichneten Titeln.

Erschienen in der gedruckten KuK vom November 2022.

Kiezbuchhandlung mit Couch

Persönliche Beratung spielt eine wichtige Rolle in der Buchhandlung LeseGlück

Was wäre die Welt ohne Bücher? Sicherlich ein ganzes Stück langweiliger und dümmer. In unserer neuen Reihe stellen wir Orte vor, an denen es Literatur zum Anfassen und Erleben gibt: Ob Belletristik, Sachbuch, Kochbuch, Lyrikband oder Fachbuch – Kreuzberger Buchhandlungen haben für jeden die passende Horizont­erweiterung im Angebot.

Buchhändlerinnen im (Lese)Glück: Susan Pfannstiel und Stefanie Mousa. Foto: rsp

Ziemlich genau 15 Jahre ist es her, dass Eleni Efthimiou und Susan Pfannstiel die Buchhandlung LeseGlück eröffnet haben, zunächst noch auf der anderen Straßenseite, inzwischen in der Ohlauer Straße 37. Auf rund 60 Quadratmetern findet sich dort eine bunte Auswahl von deutschen und internationalen Romanen, Kinderbüchern, Sachbüchern zu gesellschaftspolitischen und Berlin-Themen, Kochbüchern und Postkarten.

Mit geschätzt 80 Prozent Stammkundschaft ist das LeseGlück eine echte Kiezbuchhandlung, bei der die persönliche Beratung eine wichtige Rolle spielt. Die dürfte den vier Buchhändlerinnen, die inzwischen im LeseGlück arbeiten, relativ leicht fallen, sind doch alle Bücher im Laden selbst ausgewählt.

Beraten werden aber nicht nur Privatpersonen, sondern auch Kitas und Schulen aus der Nachbarschaft. Buchhändlerin Eleni Efthimiou ist außerdem regelmäßig in der Radio-Eins-Sendung »Literaturagenten« mit Lesetipps zu hören. Beliebt bei Fortgezogenen und als Geschenk ist auch das »GlücksAbo«: Dann kommt einmal im Monat ein handverlesenes Buch per Post, orientiert natürlich an den persönlichen Vorlieben.

Aber eigentlich will man dann ja doch lieber vor Ort sein: Zu einer der regelmäßigen Sig­nier­stun­den auf der gemütlichen Couch im Laden, mit einem leckeren Kaffee und einem guten Buch am Tischchen vor der Tür oder zu einer Lesung im benachbarten Theater Expedition Metropolis, mit dem das LeseGlück seit Jahren kooperiert.

→ LeseGlück im Web

Erschienen in der gedruckten KuK vom Oktober 2022.

Kisch & Co kämpft gegen Verdrängung

Auch nGbK e.V. und Museum der Dinge sind mittelfristig bedroht

Kundgebung vor der Oranienstraße 25 in KreuzbergGut 150 Menschen demonstrierten Ende Juni für den Erhalt der Buchhandlung Kisch & Co. Foto: rsp

Gut 150 Menschen kamen Ende Juni zu einer Kundgebung vor der Oranienstraße 25 zusammen. Die dort seit 23 Jahren ansässige Buchhandlung Kisch & Co ist akut von Verdrängung bedroht. Nachdem Verhandlungen über eine Mietvertragsverlängerung mit dem neuen Hausbesitzer, einem anonymen luxemburger Immobilienfonds, gescheitert waren, steht der Buchladen seit Anfang Juni ohne Mietvertrag, aber dafür mit Räumungsaufforderung da.

Schon nach dem letzen Eigentümerwechsel hatten Buchhändler Thorsten Willenbrock und sein Kompagnon Frank Martens das Ende vor drei Jahren nur durch eine Mieterhöhung auf 20 Euro pro Quadratmeter abwenden können. Eine Verlängerung zu gleichen oder gar besseren Konditionen kam für den neuen Eigentümer offenbar nicht infrage. Dem ebenfalls im Haus ansässigen Architekturbüro kleyer.koblitz wurde jedenfalls eine Quadratmetermiete von 38 Euro angeboten.

Tatsächlich hatte man der Buchhandlung zwar eine leicht reduzierte Miete angeboten, verbunden aber mit dem definitiven Aus zum 31. Dezember – und einer Verschwiegenheitsklausel sowie der Verpflichtung, auf YouTube und gegenüber Politik und Presse Positives über das Entgegenkommen zu berichten – ein Ansinnen, das bei der Kundgebung für amüsiertes Kopfschütteln sorgte, als Willenbrock die Klausel verlas.

»Wir wollen uns nicht vertreiben lassen, wir wollen hierbleiben«, erklärte er unter Applaus und rief auch andere von Verdrängung akut bedrohte Gewerbemieter dazu auf, dem Beispiel der Buchhandlung nachzueifern.

Kommentar: Hauptsache nicht in aller Stille

Erschienen in der gedruckten KuK vom Juli 2020.

Vom Bauarbeiter zum Buchhändler

Robert S. Plaul sprach mit »Hammett«-Inhaber Christian Koch

Hammett-Inhaber Christian KochChristian Koch. Foto: rsp

Die Buchhandlung Hammett in der Kreuzberger Friesenstraße kann man guten Gewissens als Institution in Sachen Kriminalliteratur bezeichnen. Seit bald einem Vierteljahrhundert versorgt das nach dem Schriftsteller Dashiell Hammett benannte Geschäft nicht nur Kiezbewohner mit Lesestoff. Dass das trotz aller Widrigkeiten, mit denen der Buchhandel im Allgemeinen und das Hammett im Besonderen in den letzten Jahren und Monaten zu kämpfen hatte, schon so lange so gut klappt, liegt vor allem an einer Person: Inhaber Christian Koch.

Dabei war Christian Kochs Weg vom Krimileser zum Krimibuchhändler keineswegs vorgezeichnet. Nach dem Abitur, das er machte, »weil es alle gemacht haben«, und 20 Monaten Zivildienst schlug sich der gebürtige Hannoveraner eher etwas ziellos durchs Leben. »Ich habe zum Beispiel mal ein halbes Jahr auf einem Segelschiff gelebt«, erzählt er, »in Südfrankreich.«

Fünf Jahre arbeitete er in seiner alten Heimat auf dem Bau, bis er 1998 schließlich der Liebe wegen nach Berlin zog. Auch in Berlin kam er zunächst mit handwerklichen Tätigkeiten über die Runden, doch das Verhältnis zu seinem neuen Chef war nicht das beste und Christian dachte darüber nach, sich selbstständig zu machen.

Genau in jener Zeit, im Sommer 1998, hörte er zufällig von einer Buchhandlung in Kreuzberg, die nur Krimis verkaufte – und, wie sich herausstellte, von einer alten Schulfreundin betrieben wurde. Und Claudia, die das Hammett 1995 gegründet hatte, suchte gerade eine Aushilfe. So wurde Christian Koch, der schon immer gerne Krimis gelesen hatte, aber nie auf die Idee gekommen wäre, im Buchhandel zu arbeiten, gewissermaßen vom Hilfsarbeiter zum Hilfsbuchhändler.

Doch dem Hammett ging es schlecht und seine alte Bekannte und neue Chefin wollte den Laden nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus privaten Gründen verkaufen.

Die beiden festen Mitarbeiter des Hammett hatten kein Interesse, das Geschäft zu übernehmen. Sie glaubten nicht an eine Zukunft der Krimibuchhandlung. Quereinsteiger Christian sah das anders. Er war davon überzeugt, dass man den Laden zum Laufen kriegen könnte, auch wenn es sicher nicht leicht werden würde. Er sollte recht behalten – und zwar mit beidem.

Bald lernte er, worauf es im Buchhandel und speziell beim Hammett ankommt: Die Leute wollen beraten werden, zumindest die meisten, und zwar ehrlich. »Am Anfang habe ich geglaubt, ich müsste jedes Buch gelesen haben«, sagt er, »aber das geht natürlich gar nicht.« Wenn man dann so tut als ob, kann das schnell peinlich werden, weiß er aus eigener Erfahrung. Lieber ist ihm da das offene Gespräch mit seinen Kunden, bei dem auch er, nach über 20 Jahren ein wandelndes Krimilexikon, immer wieder Neues dazulernt.

Die Kunden wissen seine offene Art zu schätzen. Als das Hammett kürzlich per Newsletter von seiner aktuellen wirtschaftlichen Schieflage berichtete, unter anderem eine Folge der 16-monatigen Baustelle direkt vorm Laden, schwappte ihm eine Welle der Solidarität entgegen. »Viele haben gesagt: Ach, dann mache ich meine Weihnachtseinkäufe dieses Jahr bei euch«, sagt er. Und auch ein anonymer Brief mit einer Banknote lag eines Tages im Briefkasten – ziemlich passend für einen Krimibuchhändler, findet Christian.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Januar 2020.