Kostenlose medizinische Masken für Bedürftige

14 Abholstationen in Kreuzberg und Friedrichshain

Stapel mit OP-MaskenSeit Sonntag sind medizinische Masken Pflicht beim Betreten von Geschäften und im ÖPNV. Foto: jardin/pixabay

Ab Dienstag werden auch im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die vom Senat zur Verfügung gestellten Schutzmasken kostenlos an Bedarfsberechtigte verteilt. Berechtigt sind Empfänger*innen von ALG II, von Leistungen der Grundsicherung, der Hilfe zum Lebensunterhalt, von Hilfen zur Pflege, von Wohngeld sowie Empfänger*innen von Eingliederungshilfen. Auch Empfänger*innen des Kinderzuschlags und von BAföG erhalten kostenlos Masken. Die Ausgabe der Masken, die durch Netzwerkpartner des Bezirks erfolgt, ist auf fünf Stück pro Person begrenzt. Die Berechtigung muss durch Vorlage des BerlinPass oder eines aktuellen Leistungsbescheids nachgewiesen werden.

Insgesamt gibt es 14 Abholstationen im Bezirk:

In Kreuzberg:

  • Nachbarschaftshaus Urbanstraße e. V.; Urbanstr. 21, 10961 Berlin; Mo bis Fr von 9 bis 17 Uhr vor dem NHU
  • MGH Gneisenaustraße; Gneisenaustr. 12, 10961 Berlin; Mo bis Fr von 12 bis 17 Uhr
  • MGH Wassertor; Wassertorstr. 48, 10969 Berlin; Mo bis Fr von 13 bis 16 Uhr vor dem Mehrgenerationenhaus
  • Kotti e.V.; Dresdner Str. 12, 10999 Berlin; Mo bis Do 10 bis 16.30 Uhr und Fr von 10 bis 13 Uhr
  • AWO Begegungszentrum; Adalbertstr. 23 a, 10997 Berlin; Mo bis Fr von 9 bis 15 Uhr
  • Kreuzberger Stadtteilzentrum; Lausitzer Str. 8, 10999 Berlin; Mo, Mi, Do und Fr von 12 bis 16 Uhr
  • Inti Haus; Friedrichstr. 1, 10969 Berlin; Mo bis Fr von 11 bis 15 Uhr

In Friedrichshain:

  • STZ Friedrichshain; Pauline-Staegemann-Str. 6, 10249 Berlin; Di, Mi und Fr 11 bis 13 Uhr
  • Selbsthilfe-Treffpunkt; Boxhagener Str. 89, 10245 Berlin; Mi 15 bis 18 Uhr und Fr 10 bis 13 Uhr
  • AWO Kiezcafe; Petersburger Str. 92, 10249 Berlin; Mo bis Fr von 11 bis 16 Uhr
  • RuDi Kultur- und Nachbarschaftszentrum; Modersohnstr. 55, 10245 Berlin; Mo bis Fr von 9 bis 17 Uhr
  • KPE – Kontaktstelle PflegeEngagement; Gryphiusstraße 16, 10245 Berlin; Di von 11 bis 14 Uhr
  • Familienzentrum Menschenskinder; Fürstenwalder Straße 25/30, 10243 Berlin; Mo bis Fr von 10 bis 16 Uhr
  • Nachbarschaftstreff der Volkssolidarität – WIR IM KIEZ; Koppenstraße 61, 10243 Berlin; Mo und Do von 13 bis 15 Uhr sowie Mi von 9 bis 11 Uhr

Obdachlose Menschen werden zusätzlich über Streetworker*innen versorgt. Außerdem werden Obdachloseneinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe beliefert.

Mit der jüngsten Änderung der Infektionsschutzverordnung ist das Tragen medizinischer Masken in Geschäften und bei der Benutzung von Bus und Bahn jetzt verpflichtend. Eine einfache Mund-Nasen-Bedeckung reicht nicht mehr aus.

Verraten und verkauft

Gentrifizierung im Kiez schreitet voran

Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen lohnt sich – zu dieser bitteren Erkenntnis kommen die Bewohner des Hausprojekts WAX 34. Vor zwei Jahren hatte die derzeitige Mehrheitseigentümerin das Haus für 1,25 Millionen Euro gekauft und hat mit dem Verkauf von acht der Wohnungen mittlerweile bereits 1,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Jetzt werden die übrigen Wohnungen als Paket für 1,6 Millionen Euro angeboten. Beim vorherigen Besitzerwechsel im Jahre 2004 war das Haus für gerade einmal 600.000 Euro über den Tisch gegangen.

Für die Mieter in der Willibald-Alexis-Straße 34 ist klar, was das bedeutet: Die Rauskaufversuche, Mieterhöhungen, angedrohten Kündigungen sowie der Ärger mit wechselnden Hausverwaltungen und Sachbearbeitern, den sie seit Monaten beklagen, dürfte mit einem neuen Eigentümer in die nächste Runde gehen. Auch mit Schikanen wie nicht durchgeführten Mängelbeseitigungen in den Wohnungen, so die Befürchtung der widerstandsbereiten Bewohner, wird es nicht vorbei sein.

Nicht immer geben sich Immobilienspekulanten auf den ersten Blick unfreundlich. Schon im Mai berichtete die Berliner MieterGemeinschaft e.V. über die Praxis, Mieter vorgeblich »zur Abstimmung beidseitiger Interessen« zu Einzelgesprächen einzuladen. Die »Berater« von beauftragten Dienstleistern wie »Pro Soluta« seien darauf geschult, Mieter zu ungünstigen Vereinbarungen zu überreden, also beispielsweise zu einem Auszug gegen eine vergleichsweise geringe Abfindung. Der Verein rät, derartige »Gesprächsangebote« nicht anzunehmen, sondern sich stattdessen mit den gleichfalls betroffenen Nachbarn auszutauschen.

Auch bei Aufhebungsverträgen mit scheinbar attraktiven Abfindungssummen, so rechnet der Verein vor, ist das Geld durch Mehrkosten für eine höhere Miete in einer neuen Wohnung meist schnell aufgebraucht. Bei Hartz-IV-Empfängern wird die Abfindung darüberhinaus vom Jobcenter als Einkommen gewertet. Für den Vermieter hingegen ist ein solcher Vertrag immer ein gutes Geschäft – sei es, dass er mit einer höheren Miete bei Neuvermietung rechnen kann, sei es, dass er die unvermietete Wohnung teurer verkaufen kann, wie etwa in der Willibald-Alexis-Straße.

Kommentar: Bitte die Haie nicht füttern

Erschienen in der gedruckten KuK vom Oktober 2012.

Beim falschen Namen steigt die Miete

Fanny-Hensel-Kiez-Bewohner bangen um ihre Wohnungen

Und ganz am Schluss fällt dann doch noch ein Wort, auf das viele gewartet haben: Verfassungsbeschwerde. Die Pressekonferenz, zu der Bezirksbürgermeister Dr. Franz Schulz (Grüne) geladen hatte, offenbarte nicht nur die derzeit beklagten Missstände in der Fanny-Hensel-Siedlung, sondern auch einen schwindelerregenden Abgrund, in den bald noch viel, viel mehr Mieter blicken könnten. Nach dem Auslaufen der Anschlussförderung für den sozialen Wohnungsbau, der schon 2003 beschlossen wurde, zeigen sich nun für viele Mieter die dramatischen Folgen. Ihre Miete kann nun von einem Tag auf den anderen drastisch steigen. Mieterhöhungen können rückwirkend eingefordert werden, und Mieter, die nicht bezahlen können, müssen innerhalb von zwei Wochen die Wohnung räumen.

Dabei müssen die Besitzer die Miete nicht unbedingt bei jedem und alle Mieten gleich erhöhen. Der Sprecher der Mietervertretung der Fanny-Hensel-Siedlung, Sebastian Jung, beobachtete, dass im Haus 5 und 5a in den Wohnungen über 90 Quadratmeter nur türkische und arabische Mitbewohner von den teils drastischen Mieterhöhungen betroffen waren, Bewohner mit deutschen und polnischen Namen hingegen nicht. Als sich Jung bei dem Vermieter nach dieser Merkwürdigkeit erkundigte, flatterte auch ihm eine bedeutende Mieterhöhung ins Haus, mit dem Verweis darauf, dies sei doch der beste Beweis dafür, dass die Mieterhöhungen nichts mit der Herkunft des Mieters zu tun hätten.

Vom Senat und den städtischen Wohnungsbaugesellschaften ist entgegen großmundiger Ankündigung nichts zu erwarten. Weil nun 23 Parteien aus dem Siedlungsteil I ausziehen müssen, sollte die städtische Wohnungsbaugesellschaft entsprechende Angebote unterbreiten. Diese sollten nur zwei Bedingungen erfüllen: Sie sollten einigermaßen ortsnah gelegen sein und vor allem bezahlbar, weil viele der Betroffenen von ALG II leben. Bekanntlich bezahlt das Jobcenter die Miete von ALG-II-Empfängern nur bis zu einer gewissen Höhe. Diese Bedingung erfüllte nur eines von 34 Angeboten. Acht Angebote lagen in anderen Bezirken, eines sogar in einem anderen Bundesland.

Alles in allem sind 28.000 Mieter in ganz Berlin von den explodierenden Mieten bedroht, weiß Reiner Wild vom Mieterverein Berlin. Er weist darauf hin, dass hier eine eklatante Lücke im Mieterschutz klafft.

Helfen könnte hier nur der Senat, doch statt Hilfe sieht Franz Schulz nur Ablehnung: »Die Senatverwaltung verweigert sich einem Runden Tisch«, erklärt er. Er spricht von einer »sozialpolitischen Schweinerei.«

Erschienen in der gedruckten KuK vom Mai 2010.