Unterm Kunstrasen liegt der Splittergraben

Willi-Boos-Sportplatz wird mindestens ein Jahr lang saniert

Noch weiß niemand, welche Überraschungen unter dem Willi-Boos-Sportplatz warten. Foto: rsp

Wo kürzlich noch gekickt wurde, türmen sich jetzt Bodenaushub und die Reste des alten Bodenbelags: Der Sportplatz an der Gneisenaustraße wird saniert, und das mindestens ein Jahr lang.

Im Zuge der Sanierung wird nicht nur der über die Jahre stark abgenutzte Kunstrasen ersetzt, sondern auch der Unterbau. Und das ist auch der Grund, warum die Zeitangabe »ein Jahr« mit Vorsicht zu genießen ist: Denn unter dem Platz liegen unter anderem alte Splittergräben (eine Art Minimalbunker). Es dürfte nicht unwahrscheinlich sein, hier auf Munitionsreste aus dem zweiten Weltkrieg zu stoßen. Je nach Belastung müsse womöglich auch umfangreich Sand ausgetauscht werden, wenn in diesem Verunreinigungen durch Kampfmittel entdeckt werden, erklärt Sportstadtrat Andy Hehmke.

Beim BSC Eintracht/Südring, nach dessen Gründer Willi Boos die Sportanlage seit 2010 benannt ist, freut man sich zwar über die dringend notwendige Sanierung, bemängelt jedoch die nicht ausreichende Vergabe von Ersatztrainingszeiten. »Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg steht hier in der Pflicht, da uns in Gesprächen eine vollwertige Vergabe von Ersatznutzungszeiten zugesagt worden ist«, schreibt der Verein auf seiner Website.

Hehmke verweist indessen darauf, dass nicht nur Eintracht/Südring betroffen sei: »Unser hochverdichteter Innenstadtbezirk hat viel zu wenige Sportanlagen. Alle sind zu 100 Prozent ausgelastet. Wenn wegen Sanierung ein Platz temporär vom Netz geht, müssen auch die anderen Vereine von ihren Zeiten welche abgeben.« Eintracht/Südring habe man im Juli über die Maßnahmen informiert.

Auch das angrenzende Leibniz-Gymnasium, das den Platz als Sport- und zum Teil als Pausenfläche nutzt, ist von der Sperrung betroffen. Während der Bauzeit steht der Schule der Sportplatz an der Züllichauer Straße zur Verfügung.

Erschienen in der gedruckten KuK vom November 2023.

Mieter raus und Touris rein

Kurze Momentaufnahmen zum Thema Gentrifzierung im Kiez

Gentrifizierung und die Folgen. Foto: psk

Die Gentrifizierung schlägt immer stärker zu. In der Willibald-Alexis-Straße 34 wollen sie sich die Bewohner nun Hilfe beim Regierenden Bürgermeister holen, an den sie sich in einem offenen Brief wenden.

Hier nun einige Beispiel, was gerade in Sachen Gentrifizierung passiert:

Nachdem die Eck-Kneipe »Tabula Rasa« im Chamisso-Kiez vor zwei Jahren nach Verkauf des Hauses und einer heftigen Mieterhöhung schließen musste, werden nun die Räume zu Ferienwohnungen umgebaut. Da Touristen bereit sind, im beliebten Kiez in der Nähe der Bergmannstraße 50 Euro pro Nacht und mehr zu zahlen, werden schnell Gelddruckmaschinen aus Räumen, in denen sich auf Grund der hohen Miete keine Kneipe mehr wirtschaftlich betreiben lässt.

Im Graefekiez ist nun das eingetreten, was angeblich nicht eintreten sollte. Bewohner der Luxuswohnungen im Fichtebunker haben nun gegen den benachbarten Sportplatz geklagt. Gegen den Bau dieser Wohnungen hatte es vor drei Jahren massive Proteste gegeben, weil genau dieses befürchtet wurde.

Die AG Mieten im Graefekiez hat bei ihrem jüngsten Kiezspaziergang festgestellt, dass es auch im Graefekiez starke Tendenzen gibt, Mieter aus ihren Wohnungen zu vertreiben, um sie dann in Eigentums- oder Ferienwohnungen zu verwandeln. Konkrete Fälle haben sie dabei in Böckhstraße, zweimal in der Dieffenbachstraße, in der Graefestraße und in der Grimmstraße ausgemacht.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Dezember 2010.