Mühlenhaupt zu Gast bei Schinkel und Schadow

Außergewöhnliche Ausstellung im Sockel des Nationaldenkmals

Man kommt in diesem Jahr in Kreuzberg nicht wirklich vorbei an dem kleinen Mann mit dem roten Hut. Das könnte daran liegen, dass der Milieumaler, Trödler und Kneipier Kurt Mühlenhaupt in diesem Jahr 100 geworden wäre. Und natürlich auch daran, dass Mühlenhaupts Witwe Hannelore, die seit dem vorigen Jahr in der Fidicinstraße das Kurt-Mühlenhaupt-Museum leitet, mit viel Energie und Herzblut unterwegs ist, um die Erinnerung an »Kurtchen« und sein Werk zu pflegen und für die Menschen zugänglich zu machen.

So sind in 2021 gleich drei Ausstellungen ge­plant. Die erste wird am 4. Juni – coronabedingt im kleineren Kreise – eröffnet und feiert neben dem des Künstlers gleich noch zwei weitere runde Geburtstage – den hundertsten des Bezirks Kreuzberg und den zweihundertsten des Nationaldenkmals auf dessen namensgebender Anhöhe im Viktoriapark.

Das Gewölbe unter dem von Karl Friedrich Schinkel entworfenen neugotischen Gusseisen-Denkmal beherbergt normalerweise lediglich Fledermäuse sowie das Lapidarium des Landes Berlin – lapidar gesagt also ein Depot von Skulpturen, Fresken und anderen steinernen Kunstwerken größtenteils aus der wilhelminischen Epoche, für die derzeit anderswo im Stadtbild gerade kein Platz ist.

Wie findet sich denn in solch verstaubt-illustrer Gesellschaft das humorvoll-bunte Werk des unangepassten Malerpoeten zurecht? Ganz famos funktioniert das, wie man anhand des auf YouTube veröffentlichtem Teaser-Videos bereits erahnen und vom 4. Juni bis 1. August immer dienstags bis sonntags zwischen 14 und 19 Uhr mit eigenen Augen erleben kann und sollte.

Tickets können online für den gewünschten Zeitslot gebucht oder an der Tageskasse erworben werden. Da das Gewölbe auch im Hochsommer nicht über 15 Grad warm wird, ist angemessene Kleidung angeraten. Die Eintrittskarte (6€ / 5€ / Kinder bis 14 frei) gilt am gleichen Tag auch für das fußläufig entfernte Mühlenhauptmuseum in der Fidicinstraße 40.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Juni 2021.

Was hätte Mühlenhaupt gesagt

Wowereit versteigert Bilder des Künstlers für japanische Erdbebenopfer

Zum Ersten, zum Zweiten: Regierender Auktionator Wowereit versteigert Mühlenhäupter. Foto: rsp

Auf der Galerie der Marheineke-Halle bekam der Besucher kaum Luft, so voll war es, als der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit am 26. März die Kurt Mühlenhaupt Ausstellung eröffnete. Anlässlich des 90. Geburtstages des Künstlers fand das Spektakel mit einer Versteigerung von Mühlenhaupt-Drucken statt. In seiner Rede über Leben und Werk des am 16. April 2006 verstorbenen Malers, Schriftstellers und Bildhauers verwies der Regierende auf den Mühlenhaupt, der »auf einer Wolke sitzt und sich über die Entwicklung Kreuzbergs freut«. Dem widersprach der Kreuzberger Bürgermeister Frank Schulz: »Ich glaube nicht, dass Mühlenhaupt seine Freude an der Entwicklung der Kreuzberger Mieten hätte«. Der Künstler wurde zweimal von Sanierung und Modernisierung gezwungen, sich eine neue Bleibe zu suchen. Mühlenhaupt, der rund um den Chamissoplatz arbeitete, hat in seinen Werken immer die Liebe zu Kreuzberg zum Ausdruck gebracht. Abgerundet wurde die Veranstaltung von Schauspielern, die aus Mühlenhaupt-Texten vorlasen.

Als Auktionator gefiel sich Wowereit und machte hier einen richtig guten Job. Die drei von Hannelore Mühlenhaupt, der Ehefrau des Verstorbenen, gestifteten Drucke gingen für insgesamt 4200 Euro an Kunstliebhaber. Zugute kam dieses Geld den Katastrophenopfern in Japan, das der japanische Gesandte entgegennahm.

Die Ausstellung ist noch bis 30. April zu besichtigen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom April 2011.