Kaufen statt Tauschen?

Bezirk besaß Vorkaufsrecht für Liegenschaft an der East-Side-Gallery

East Side Gallery von hinten: Im Vordergrund ein Pfeiler der Brommybrücke, dahinter das fehlende Mauerstück.

Foto: benEast Side Gallery von hinten: Im Vordergrund ein Pfeiler der Brommybrücke, dahinter das fehlende Mauerstück. Foto: ben

Selbst der berühmteste Bademeister der Welt versuchte das Mauerstück zu retten – indes vergeblich. In einer Nacht- und Nebelaktion wurden mehrere Elemente aus der Mauer genommen – und David Hasselhoff hat‘s verschlafen. Dafür versprach der Investor, die Stücke wieder einzusetzen, er brauche sie ja nur als Baustellenzufahrt.

Unterdessen wird die Rolle von Bezirksbürgermeister Dr. Franz Schulz immer undurchsichtiger. Einerseits hatte er mit dem Investor angeblich über einen Grundstückstausch verhandelt, andererseits wurde kurz vor Ostern bekannt, dass der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bis 31. Dezember auf eben jenes Grundstück ein Vorkaufsrecht gehabt habe, das er nun angeblich tauschen will.

Eigentlich hätte die Lücke in der Mauer noch größer werden sollen, doch auch da hatte es von Investorenseite geheißen, das sei für ihn überhaupt nicht nötig.

Spannend wird es allerdings, wenn man die East Side Gallery nicht von ihrer Schokoladenseite, sondern von der Rückseite betrachtet. Denn genau da, wo die Lücke in der Mauer klafft, würde ein Neubau der Brommybrücke beginnen, also eines Projektes, das vom Bezirksamt durchaus präferiert wird, allerdings derzeit auf Eis liegt.

Die Brücke soll eigentlich nur für Fußgänger, Radfahrer und Busse gebaut werden. Kritiker hingegen wollen das nicht recht glauben und fürchten den Ausbau zu einer vollwertigen Brücke, was dann in SO36 zu einem veritablen Verkehrsinfarkt führen könnte.

Erschienen in der gedruckten KuK vom April 2013.

Fristgerecht gekündigt

»Schade«, steht auf dem Schild am Fenster, »wäre schön, man hätte mich hier bleiben lassen«. Doch Katja Werner, die in ihrem Atelier in der Mittenwalder Straße 47 alten Fahrradschläuchen zu einem zweiten Leben als Hand- oder Handytasche verholfen hat, ist schon weg. »K.W.D.« (kawedesign.de) ist nach Friedrichshain gezogen, denn der neue Eigentümer des Hauses hat den Mietvertrag gekündigt. »Fristgerecht und juristisch sauber«, wie Katja zugeben muss, aber trotzdem ärgerlich.

Erschienen in der gedruckten KuK vom März 2013.

Bunte Kästen machen Schule

Angefangen hatte alles mit einer Idee, die eigentlich in erster Linie die Mittenwalder Straße ein wenig aufhübschen sollte. Mittlerweile hat sich das Projekt der MOG61 so verselbständigt, dass der ganze Kiez bunter wird. Außerdem sind berlinweit die Medien darauf aufmerksam geworden, dass einige graue Verteilkästen von Post und Telekom plötzlich quietschbunt mit allen denkbaren Motiven erstrahlen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Dezember 2012.

Plötzlich Gentleman

Der Waisenjunge Pip (als Kind: Toby Irvine, als Erwachsener: Jeremy Irvine) wächst in einfachen Verhältnissen bei seiner älteren Schwester und ihrem Mann, dem Dorfschmied Joe Gargery (Jason Flemyng) auf. Ein Jahr nach der Begegnung mit einem entflohenen Sträfling (Ralph Fiennes), dem Pip aus Furcht versucht zu helfen, wird er von der reichen, exzentrischen Miss Havisham (Helena Bonham Carter) als Spielgefährte für ihre Pflegetochter Estella (als Kind: Helena Barlow, als Erwachsene: Holliday Grainger) engagiert. Trotz Estellas kühler Art ist der gerade mal 11-Jährige vom ersten Augenblick in das Mädchen verliebt. Doch die aufkeimenden zarten Bande, denen schon aufgrund des sozialen Unterschieds keine Zukunft beschieden wäre, finden ein Ende, als Miss Havisham seine Besuche nicht mehr wünscht, weil Pip alt genug ist, um bei seinem Schwager in die Lehre zu gehen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Dezember 2012.

Verraten und verkauft

Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen lohnt sich – zu dieser bitteren Erkenntnis kommen die Bewohner des Hausprojekts WAX 34. Vor zwei Jahren hatte die derzeitige Mehrheitseigentümerin das Haus für 1,25 Millionen Euro gekauft und hat mit dem Verkauf von acht der Wohnungen mittlerweile bereits 1,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Jetzt werden die übrigen Wohnungen als Paket für 1,6 Millionen Euro angeboten. Beim vorherigen Besitzerwechsel im Jahre 2004 war das Haus für gerade einmal 600.000 Euro über den Tisch gegangen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Oktober 2012.

Mobile Gärten werden sesshaft

Den Prinzessinnengärten am Moritzplatz bleibt ein Umzug nun wohl doch erspart. Ohne Gegenstimmen sprach sich die Bezirksverordneten-Versammlung des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg dafür aus, die Gärten zu erhalten. Das Bezirksamt soll sich nun beim Senat dafür einsetzen, dass die einstige Brache nicht, wie ursprünglich vorgesehen, nach 2013 vom Liegenschaftsfonds verkauft wird.

Erschienen in der gedruckten KuK vom September 2012.

Der Retter des Traditionsbiers

Fast schon unbemerkt ist das wohl berühmteste Berliner Bier auf die Liste der bedrohten Arten gelangt: Die Berliner Weiße gibt es praktisch nur noch von der Marke Kindl und wird nicht mehr nach dem traditionellen Verfahren hergestellt. Andreas Bogk braut jetzt in einem Kreuzberger Keller ein Berliner Weiße nach altem Rezept.

Erschienen in der gedruckten KuK vom August 2012.

Tourismusdebatte entspannt sich

In der »Jungle World« war es ein Aufregerthema: Eine Kneipe in der Wiener Straße diskriminiert Touristen, in dem sie von ihnen höhere Preise verlangt, als von Einheimischen. Hat damit das Touristenbashing, das seit etwa drei bis vier Jahren zu den Kreuzberger Populärsportarten gehört, einen neuen unrühmlichen Höhepunkt erreicht?

Erschienen in der gedruckten KuK vom August 2012.

Neue Sambaklänge zum Start

Wie sind die klassischen Karnevals- und Fastnachtshochburgen zu bedauern, dass sie ihre Hohen Tage stets im kalten Januar, Februar oder März feiern müssen. Der Berliner Karneval der Kulturen hat es da mit seinem traditionellen Pfingsttermin schon besser getroffen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Juni 2012.