Karneval wird eine Frage des Geldes

Teilnehmerzahlen gehen zurück

Angetrieben mit Muskelkraft: Dieser Wagen benötigte wenigstens keinen Sprit.

Foto: mrAngetrieben mit Muskelkraft: Dieser Wagen benötigte wenigstens keinen Sprit. Foto: mr

Jahre lang hatte die brasilianische Samba-Formation Afoxé Loni den Umzug zum Karneval der Kulturen angeführt. Letztes Jahr fehlte die gelbweiße Formation. Auch in diesem Jahr hatten Gruppen abgewunken. Das Ganze wird einfach zu teuer.

Auch auf dem Straßenfest herrschte nicht nur ungetrübte Freude. Ein Wirt, der sich zum ersten Mal mit einem Stand am Straßenfest zwischen Blücherstraße und Waterloo-Ufer beteiligte, beklagte, dass er rund 3.000 Euro Verlust mit dem Abenteuer Karneval gemacht habe. Tatsächlich waren die Tage außer dem Sonntag alles andere als straßenfestkompatibel. Regen und Kühle vertrieb die meisten Festbesucher recht schnell wieder vom Ort des Geschehens.

Angesichts des Verlustes und der Standmiete von über 3.000 Euro wird der Wirt nicht wiederkommen. Auch Gruppen mit aufwändigen Kostümen und üppiger Ausstattung werden sich eine Teilnahme wohl zweimal überlegen.

Die Macher der größten Parade in Berlin fordern einen öffentlichen Topf, aus dem wenigstens die Teilnehmer des Umzugs ein wenig gesponsort werden können. Angesichts der Haushaltslage beim Senat und im Bezirk wird dies allerdings ein frommer Wunsch bleiben.

Noch immer ist der Karneval der Kulturen ein gewaltiger Magnet für die Besucher. Alleine der Umzug lockt fast eine Million Zuschauer an. Insgesamt waren die Publikumszahlen eher rückläufig, was jedoch dem Wetter geschuldet war.

Ein wenig Geld gibt‘s für die Teilnehmer ja doch – so sie zu dem Preisträgern gehörten. Bei den Gruppen gewann »Ghana« vor »Deutsch-Kameruner Grasland« und »Dancing Dragon«. Bei den Wagen wurde »Carnee« aus Argentinien und einmal mehr der Neuköllner Wagen »49 Kidz 44« ausgezeichnet.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Juni 2013.

Dem Fögelchen ihr Mann sein Platz

Rolf-Dieter Reuter ist gegen jegliche Art der Diskriminierung – und Bevorzugung Die Bezirksverordnetenversammlung des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg hat sehr ernsthaft mit sich gerungen. Einerseits stand da der Grundsatzbeschluss, solange Straßen im Bezirk nach Frauen zu benennen, bis die Zahl von Frauen- und Männerbenamten Straßen gleich groß ist. Andererseits war da die Umbenennung eines Teils der Koch- […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom Mai 2013.

Franz Schulz gibt sein Amt ab

Nun geht er doch. Dr. Franz Schulz, Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg gibt sein Amt am 31. Juli, einen Tag vor seinem 65. Geburtstag auf, wie es das Gesetz auch vorsieht. Doch Schulz wollte sich ursprünglich von der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) noch bis zum Ende der Legislaturperiode wählen lassen, so, wie es auch sein Neuköllner Amtskollege Buschkowski vorhat.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Mai 2013.

Neue Frau, neues Glück

Wer in die anderen Parteien reinhört, der hat den Eindruck, dass sie mit der vermutlich nächsten Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann alle recht gut leben können. Die grüne Frau, die auf ihrem Rad im Kiez meist deutlich schneller unterwegs ist, als Parteifreund Hans-Christian Ströbele, kommt ganz gut an. Dass sie sich durchsetzen kann, wurde spätestens 2010 klar. […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom Mai 2013.

Eine Sache des Glaubens

Zur Zeit hat er richtig viel zu tun, der Dr. Franz Schulz, Bürgermeister des Kreativbezirks Friedrichshain-Kreuzberg. Derzeit scheint es, als wolle er sich an die Spitze der Kreativisten setzen. Sehr kreativ ist es beispielsweise, mit dem Investor an der East Side Gallery über einen Grundstückstausch zu verhandeln, wenn man doch bis vor drei Monaten das […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom April 2013.

Fristgerecht gekündigt

»Schade«, steht auf dem Schild am Fenster, »wäre schön, man hätte mich hier bleiben lassen«. Doch Katja Werner, die in ihrem Atelier in der Mittenwalder Straße 47 alten Fahrradschläuchen zu einem zweiten Leben als Hand- oder Handytasche verholfen hat, ist schon weg. »K.W.D.« (kawedesign.de) ist nach Friedrichshain gezogen, denn der neue Eigentümer des Hauses hat den Mietvertrag gekündigt. »Fristgerecht und juristisch sauber«, wie Katja zugeben muss, aber trotzdem ärgerlich.

Erschienen in der gedruckten KuK vom März 2013.

Der Kiez hat was auf dem Kasten

Erstaunlich, wie eine kleine Idee plötzlich große Wellen wirft. Erst sollten es ja nur ein paar Kinder aus dem Kiez sein, die ein paar Verteilerkästen in der Mittenwalder Straße verschönern sollten. Inzwischen ist daraus ein ganzes Konzept für den Kiez geworden. Die Presse interessiert sich für das Treiben zwischen Blücher- und Gneisenaustraße. Es sieht nicht […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom Dezember 2012.

Bunte Kästen machen Schule

Angefangen hatte alles mit einer Idee, die eigentlich in erster Linie die Mittenwalder Straße ein wenig aufhübschen sollte. Mittlerweile hat sich das Projekt der MOG61 so verselbständigt, dass der ganze Kiez bunter wird. Außerdem sind berlinweit die Medien darauf aufmerksam geworden, dass einige graue Verteilkästen von Post und Telekom plötzlich quietschbunt mit allen denkbaren Motiven erstrahlen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Dezember 2012.

Plötzlich Gentleman

Der Waisenjunge Pip (als Kind: Toby Irvine, als Erwachsener: Jeremy Irvine) wächst in einfachen Verhältnissen bei seiner älteren Schwester und ihrem Mann, dem Dorfschmied Joe Gargery (Jason Flemyng) auf. Ein Jahr nach der Begegnung mit einem entflohenen Sträfling (Ralph Fiennes), dem Pip aus Furcht versucht zu helfen, wird er von der reichen, exzentrischen Miss Havisham (Helena Bonham Carter) als Spielgefährte für ihre Pflegetochter Estella (als Kind: Helena Barlow, als Erwachsene: Holliday Grainger) engagiert. Trotz Estellas kühler Art ist der gerade mal 11-Jährige vom ersten Augenblick in das Mädchen verliebt. Doch die aufkeimenden zarten Bande, denen schon aufgrund des sozialen Unterschieds keine Zukunft beschieden wäre, finden ein Ende, als Miss Havisham seine Besuche nicht mehr wünscht, weil Pip alt genug ist, um bei seinem Schwager in die Lehre zu gehen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Dezember 2012.

Bitte die Haie nicht füttern

Es gibt ja immer zwei Sichtweisen: Da sind auf der einen Seite die Mieter, die seit Jahrzehnten im Kiez wohnen und natürlich bleiben möchten, auf der anderen Seite die Zuzügler, die bereit und in der Lage sind, hohe sechsstellige Beträge für eine Kreuzberger Eigentumswohnung locker zu machen. Es wäre ein Wunder, wenn es niemanden gäbe, […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom Oktober 2012.

Verraten und verkauft

Umwandlung von Mietwohnungen in Eigentumswohnungen lohnt sich – zu dieser bitteren Erkenntnis kommen die Bewohner des Hausprojekts WAX 34. Vor zwei Jahren hatte die derzeitige Mehrheitseigentümerin das Haus für 1,25 Millionen Euro gekauft und hat mit dem Verkauf von acht der Wohnungen mittlerweile bereits 1,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Jetzt werden die übrigen Wohnungen als Paket für 1,6 Millionen Euro angeboten. Beim vorherigen Besitzerwechsel im Jahre 2004 war das Haus für gerade einmal 600.000 Euro über den Tisch gegangen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Oktober 2012.

Der Reissack fällt um

Es ist ein Jammer. Reissäcke, Tetrapacks und Bäckerkisten dienen ab jetzt nur noch der Folklore. Wenn »Nomadisch Grün« ehrlich wäre, würde es ab heute auf diese Attribute verzichten und ganz normale Schrebergärten anlegen. Mit der Petition und dem Eintreten der BVV, die Prinzessinnengärten zu einer Dauereinrichtung zu machen, ist das Projekt eines Gründungsmythos‘ und seiner […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom September 2012.