Die KuK-Webseite im neuen Gewand

Schon seit einiger Zeit juckt es die Redaktion der KuK in den Fingern, sich häufiger als einmal im Monat mit Neuigkeiten aus dem Kiez zu Wort zu melden. Da eine Erscheinungsweise als gedruckte Tageszeitung unsere Ressourcen derzeit doch noch ein wenig überstrapazieren würde, leben wir unsere Lust am Schreiben ab sofort und bis auf weiteres im WWW aus, und die Printausgabe erscheint wie gewohnt am ersten Freitag eines jeden Monats.

Eine statische Webseite täglich zu aktualisieren wäre umständlich und nicht mehr so ganz zeitgemäß. Außerdem ist bekanntlich die Computer-Freak-Fraktion in der Redaktion in den letzten Monaten um 300% gewachsen, und die sollen ja auch mal spielen dürfen.

So kreißte der Berg und gebar – zunächst einmal ein Blog. Das kann man nämlich einfach so aus der Tüte installieren, und dann muss man nur noch ein klein bisschen das Design anpassen. Oder so ähnlich. Ob dieses Blog im Laufe des Jahres irgendwann doch noch durch ein ausgewachsenes Content-Management-System ersetzt wird, wird sich zeigen. Zunächst einmal werden wir uns hier austoben, noch an dem einen oder anderen Schräubchen drehen und die Oberfläche polieren und nach und nach alle Inhalte der alten Webseite über- und einarbeiten.

Es freut sich über Kommentare, Kritik, Blumen und Beschwerden,

Die (Online-)Redaktion der Kiez und Kneipe

…wie das Kind vom Dreck

Schmutzfinken kommen nun an der Pranger – zumindest in Pankow. Im Internet lässt sich nachlesen, wie es mindestens 37 Wirte mit der Hygiene angeblich nicht so genau nehmen – und auch, was sie sich zuschulden kommen ließen. Geht es nach der Gesundheitssenatorin Karin Lompscher, dann wird das Beispiel bald in ganz Berlin Schule machen.
Etliche Wirte, die am Internetpranger stehen, beteuern, sie hätten sämtliche Mängel beseitigt und eine Neuprüfung beantragt. Der Bezirk hatte auch zeitnahe Nachprüfungen zugesagt. Nur – passiert sei nichts und sie stünden noch immer auf der geschäftsschädigenden Liste. Tatsächlich finden sich auf der Liste Unternehmen, die ein einziges Mal im Mai 2008 geprüft wurden. Dabei wurden so unerhörte Verstöße festgestellt wie: „Portionierung und Verkauf von Käse erfolgte auf einem Tisch im Laufbereich der Kundschaft“.
Da wird seit fast einem Jahr geprüft, und dann laufen die Prüfer weg, wie das Kind vom Dreck. Moralisch gesehen ist das auch nicht gerade hygienisch. Fast noch schlimmer als der Pranger ist die Positivliste: Die umfasst drei Altersheime, das Café Paula und das Pfefferwerk Stadtkultur. Dafür gibt es einen Smiley-Button an die Tür. Fünf Läden! Davon drei Pflegeeinrichtungen! Wenn das der Standard für durchschnittliche Kneipen sein soll, dann geht es offenbar darum, die Kleingastronomie zu hygienischen Hochsicherheitstrakten zu machen.

Tot im Landwehrkanal

Der seit Mitte Februar vermisst gemeldete Kolumbianer Juan Miguel Lopez Gil wurde am Mittwoch in Kreuzberg tot aufgefunden. Der Kapitän eines Kanalreinigungsschiffes entdeckte  gegen 16 Uhr bei Baggerarbeiten den Toten im Landwehrkanal in Höhe des Paul-Lincke-Ufers.
Wie berichtet, hatte sich der 26-Jährige am 14. Februar gegen 23 Uhr von seiner Frau in der Neuköllner Tellstraße verabschiedet, um allein tanzen zu gehen. Seit dieser Zeit fehlte jedes Lebenszeichen von ihm.
Wie der Vermisste ums Leben kam, ist bislang unklar. Eine Obduktion des Toten ist in den nächsten Tagen vorgesehen. Hinweise auf ein Fremdverschulden liegen ersten Erkenntnissen zufolge nicht vor.

Steine gegen Bank

Vier Vermummte haben in der Nacht zum Dienstag in der Kottbusser Straße in Kreuzberg eine Bankfiliale vermutlich mit Steinen beworfen. Die Unbekannten gehörten zu einer Gruppe von etwa 15 Personen, die zuvor aus der Adalbertstraße zum Kottbusser Tor gekommen waren, die Mittelinsel auf der Fahrbahn umrundeten und dann wieder in die Adalbertstraße einbogen. Bevor sie in unbekannte Richtung verschwanden, zogen sie noch einige Verkehrszeichen einer Baustelle auf die Fahrbahn und behinderten damit den Verkehr. An der Bankfiliale waren nur oberflächliche Schäden entstanden. Der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt.

Glück und Pech und Willkür

»Glücksrad könnte auch zu Jubel führen, und Sie wissen, das dürfen Sie nicht.« Diese Auskunft einer Mitarbeiterin des Umweltamtes war wenig hilfreich für Gerald, Wirt des Anno64, der unlängst sämtliche Konzerte in seiner Kneipe bis auf weiteres absagen musste und jetzt nach Alternativen sucht. Denn für Live-Musik fehlt ihm die passende Konzession, und ohne beträchtlichen finanziellen Aufwand für Lärmschutzmaßnahmen und Gutachten wird sich daran auch nichts ändern. Denn was schon immer geduldet wurde, wird auf einmal behördlich verfolgt. Und damit ist Gerald nicht alleine. Die meisten Gastwirte im Kiez hatten schon Besuch vom Ordnungsamt und fühlen sich immer mehr gegängelt. Daher lud die KuK eine Reihe von Wirten zu einem Treffen ein, um über die Problematik zu sprechen.

Joachim vom Valentin konnte von ähnlichen Problemen berichten. Für seinen »Kabarettistischen Jahresrückblick« hatte er eigens eine Sondergenehmigung für 200 Euro beantragt – nachdem er einen längeren Behördenmarathon zwischen Ordnungs- und Umweltamt absolviert hatte. Dabei nützt ihm der teure Wisch im Zweifelsfall auch nichts, sollte es Beschwerden über Lärmbelästigungen geben. Und die gibt es bei fast jedem Gastronom, und sei es, weil er seine Gäste vorschriftsmäßig zum Rauchen vor die Tür schickt.

Vor die Tür schicken muss auch Sylvia ihre Gäste, denn weil es im hinteren Bereich Billard und Kicker gibt, herrscht im Logo trotz eigens eingerichtetem Raucherraum Rauchverbot. Gerade im Winter gehen da viele Gäste lieber gleich nach Hause statt noch auf ein Bier wieder reinzukommen. Andere Wirte, wie zum Beispiel Andreas vom Backbord, gerieten in Konflikt mit der behördlichen Definition von »zubereiteten Speisen«: Obwohl das Backbord unter die Einraumkneipenregelung des Bundesverfassungsgerichtes fällt, darf er das Rauchen nicht erlauben, ohne sein Essensangebot einzustellen. Genau das hat er jetzt getan, denn seinen Gästen ist die Möglichkeit, auch im Winter im Warmen zu rauchen, wichtiger.

»Glück und Pech und Willkür finden momentan ganz unten statt«, meint Andreas. Denn häufig scheint es von der Tagesform der Kontrolleure abzuhängen, was erlaubt sein soll und was nicht oder welche Bußgelder fällig werden.

So erntete dann auch Sylvias Vorschlag, sich einen gemeinsamen Rechtsbeistand zu suchen, der auch die einzelnen laufenden Verfahren miteinander vergleicht, regen Zuspruch. Überhaupt würde sie gerne eine Art Interessensgemeinschaft gründen, die dem Erfahrungsaustausch dienen soll. Zwar wurden organisatorische Details noch vertagt, doch einigte man sich darauf, sich auf jeden Fall wiedertreffen zu wollen. Dann sollen auch weitere ‚Schlachtpläne‘ geschmiedet werden, um die schwierige Situation gemeinsam zu meistern. Gefragt sein werden einerseits Ideen, wie die Bedrohung der Kneipenkultur auch politisch zu thematisieren ist, andererseits gilt es, die Probleme auch als Chance für neue Konzepte wahrzunehmen und zu nutzen. So hat etwa Gerald gerade ein neues Programm angekündigt – mit wöchentlichen Terminen für Kartenspiel und After-Work-Partys, letztere sogar mit Glücksrad. Jetzt kann er nur hoffen, dass der Jubel unbemerkt bleibt.

Der Wirtestammtisch trifft sich wieder am 16.3. um 18:00 Uhr im Mrs. Lovell’s in der Gneisenaustraße 53. Weitere interessierte Gastwirte sind herzlich eingeladen vorbeizukommen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom März 2009.

Wohnungsbrand in der Methfesselstraße

Ein Feuer ist am Sonntagnachmittag in einem Wohnhaus in Kreuzberg ausgebrochen. Ein Mitarbeiter der GASAG hatte gegen 17 Uhr 45 Rauch in einer Wohnung im 3. Obergeschoss des Seitenflügels in der Methfesselstraße bemerkt und die Feuerwehr alarmiert. Der Mann war zuvor von Mietern gerufen worden, da diese im Seitenflügel im vierten Geschosses Gasgeruch bemerkt hatten. Die alarmierten Einsatzkräfte der Feuerwehr löschten den Brand, der in dem Gebälk zwischen den Wohnungen im zweiten und dritten Stockwerks entstanden war. Es wurde niemand verletzt. Während der Löscharbeiten waren die Methfesselstraße und die Kreuzbergstraße für etwa 40 Minuten gesperrt.

In zehn Jahren reden wir weiter

Interessenbekundungsverfahren für die Rosegger-Schule gestoppt

Die Zukunft der ehemaligen Rosegger-Grundschule ist mal wieder völlig offen. Nachdem sich in BVV und Bezirksamt keine Mehrheit für einen der freien Träger gefunden hatte, die in dem Schulgebäude am Marheinekeplatz eine private Grundschule einrichten möchten, soll die Immobilie jetzt an die »Berliner Immobilienmanagement GmbH« (BIM) übergeben werden, wie Schulbezirksstadträtin Monika Herrmann gegenüber der KuK bestätigte.

Noch steht in den Sternen, was in den nächsten Jahren hinter diesen Toren passieren wird.	          

Foto: piNoch steht in den Sternen, was in den nächsten Jahren hinter diesen Toren passieren wird. Foto: pi

Die BIM ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft des Landes Berlin und verwaltet seit 2003 viele öffentliche Gebäude der Stadt. Sie tritt gegenüber den Nutzern der jeweiligen Immobilie – so zum Beispiel der Polizei und der Feuerwehr aber auch privatwirtschaftlichen Mietern wie Arztpraxen und Pflegestationen – als Vermieter auf und kümmert sich um die Bewirtschaftung der Gebäude.

Im Falle der ehemaligen Schule soll die BIM für zehn Jahre die Verwaltung übernehmen, da demographische Studien darauf schließen lassen, dass dann wieder Bedarf für eine weitere eigene Grundschule bestehen wird. Wer in der Zwischenzeit das Gebäude nutzen wird, ist noch völlig ungeklärt, da sich die BIM bei der Wahl seiner Mieter nicht vom Bezirk reinreden lässt. Lediglich größere Umbauten, die der späteren Nutzung als Schule entgegenstünden, könne er sich verbitten, erklärt Frau Meyer, Referentin der Baubezirkstadtsrätin Jutta Kalepky. Die wohl von den meisten Anwohnern favorisierte Nutzung als Ausweichquartier für die beiden überbelegten Nachbarschulen schließt Frau Meyer allerdings aus. »Die Reinhardswald-Grundschule und das Leibniz-Gymnasium leiden rein rechnerisch nicht unter Platzmangel«, sagt sie, denn gefühlte Enge und behördliche Berechnungsgrundlagen sind ganz verschiedene Dinge.

Außerdem sei es noch nicht klar, ob die BIM überhaupt bereit sei, das Schulgebäude zu übernehmen, denn die Verhandlungen beginnen erst Anfang März. Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, geht das Interessenbekundungsverfahren mit den vier Interessenten in die nächste Runde. Noch sind alle potentiellen Privatschulträger im Rennen und die Bildungsdiskussion im Kiez ist noch lange nicht zu Ende.

Erschienen in der gedruckten KuK vom März 2009.