Was heißt schon Genosse?

Vielleicht lag es ja wirklich an den Temperaturen. Zwar war der 1. Mai ein strahlend schöner, aber auch ein ziemlich kühler Tag. Doch schon im Vorfeld war alles viel ruhiger geblieben. Liebig 14, Gentrifizierungsdebatte – heiße Themen gab es genug. Als der Zug plötzlich unvermittelt ins Herz des Graefekiezes abbog, da fürchteten einige schon das Schlimmste. Gerade hier wird die Gentrifizierung heftig diskutiert und betrieben. Doch es gab keine Schlacht um den Graefekiez. Zuvor aber eingeworfene Fensterscheiben bei zwei Volksbanken, was Hans-Christian Ströbele verwundert zur Kenntnis nahm. Im Prinzip hat er ja recht. Gegen den Imperialismus auf die Straße zu gehen und genossenschaftliche Strukturen nicht zu kennen sind eigentlich zwei Dinge, die sich gegenseitig ausschließen sollten. Der 1. Mai doch nur noch Politfolklore? Es war jedenfalls ein Schritt dahin.

Der Südstern bleibt unerreicht

Die Routenführung der revolutionären Mai-Demo hatte schon seit Tagen zu Diskussionen geführt. Über den Kottbusser Damm, die Sonnenallee, in einem Kringel durch Neukölln sollte der Zug über die Hasenheide schließlich bis zum Südstern ziehen. Warum es gerade der Südstern sein sollte, blieb ein wenig schleierhaft, und außerdem schien eine Demonstrationsstrecke von 6,21 Kilometern am Sonntagabend doch reichlich ambitioniert.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Mai 2011.

Was hätte Mühlenhaupt gesagt

Auf der Galerie der Marheineke-Halle bekam der Besucher kaum Luft, so voll war es, als der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit am 26. März die Kurt Mühlenhaupt Ausstellung eröffnete. Anlässlich des 90. Geburtstages des Künstlers fand das Spektakel mit einer Versteigerung von Mühlenhaupt-Drucken statt. In seiner Rede über Leben und Werk des am 16. April 2006 verstorbenen Malers, Schriftstellers und Bildhauers verwies der Regierende auf den Mühlenhaupt, der »auf einer Wolke sitzt und sich über die Entwicklung Kreuzbergs freut«.

Erschienen in der gedruckten KuK vom April 2011.

Kunst zum Gedenken an Knut

Der unerwartete Tod von Eisbär Knut hat auch in Kreuzberg große Bestürzung hervorgerufen. Doch mit einfacher Trauer um den Dahingeschiedenen wollte es die 57jährige Sozialpädagogin und angehende Kunsthistorikerin Chlodhild Rheinweis dann doch nicht bewenden lassen.

Erschienen in der gedruckten KuK vom April 2011.

Kampf den Touri-Monstern

Ein Gespenst geht um in Europa. Es trägt meistens einen überdimensionierten Rucksack, hält in der einen Hand eine Bierflasche, in der anderen den Lonely Planet, macht auf der Admiralbrücke Krach, zerdeppert Flaschen und klettert über Autos. Kampf dem internationalen Tourismus! Ist das zu fassen? Kreuzberg, Hort der Toleranz, Hochburg des Multikulturismus, Austragungsort des Karnevals der […]

Mein letzter Abend mit Wölfi

Sibylle Tinschert erinnert sich an die „Seele des Südsterns“ Als ich am Samstagabend ins Roxy kam, saß u.a. Wölfi da. Fußballübertragung war vorbei, also konnte ich mich dazusetzen. Wir kamen wie immer ins Quatschen. Diesmal ging es wie so häufig um seinen „Bratkartoffel-Disput“ mit Gunter. Klar, dass wir auf alte Freunde zu sprechen kamen, um […]

Mit Machete auf das Spielfeld

Die Schiedsrichterin eines Bezirksligaspiels hat Sonntagnachmittag ein Fußballspiel in Kreuzberg aufgrund von Spielerbedrohungen durch Zuschauer vorzeitig abgebrochen. Während des Spiel, das um 15 Uhr 30 auf der Willi-Boos-Sportanlage an der Gneisenaustraße angepfiffen wurde, kam es zu einer Unsportlichkeit zwischen zwei Gegenspielern, die von der 39-jährigen Unparteiischen geahndet wurde. Unvermittelt rannten mehrere „Fans“ auf das Spielfeld. […]

Erbonkel und Friedensstifter

Manchmal lohnt es sich auch, einen Blick zurück zu werfen, wenn man in die Zukunft schauen will. Vor einem Jahr prophezeihten wir an dieser Stelle, dass das SO36 nicht dicht gemacht werde. Ehrlicherweise stand das damals weniger als Vorhersage, sondern als ein eher verzweifelter Wunsch. Und? Er ist dann doch noch in Erfüllung gegangen. Und […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom Januar 2011.

Auf begehbaren Pfaden

Fußgänger haben es in diesem Winterchaos besser als im letzten Es war ein Déjà-Vu der schlimmeren Sorte, als der Dezember mit Eis und Schnee begann. »Geht das schon wieder los«, hat der eine oder andere gedacht und der nächste hatte schlagartig Frühling, Sommer und Herbst verdrängt: »Hatten wir das nicht erst vor drei Wochen?« Dass […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom Januar 2011.

Die Kreuzberger Trockenlegung

So war 2010 im Kiez / Ein Jahresrückblick von Peter S. Kaspar Das Jahr beginnt so, wie es aufhören wird, mit Schnee und Frost. Es gibt einen kleinen, aber bedeutenden Unterschied. Der Jahresbeginn leitete eine sechswöchige Eis- und Kälteperiode ein. Am Ende des Jahres währt die schon seit vier Wochen. Bei Radio Multicult2.0 herrscht Freude: […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom Januar 2011.

Mieter raus und Touris rein

Die Gentrifizierung schlägt immer stärker zu. In der Willibald-Alexis-Straße 34 wollen sie sich die Bewohner nun Hilfe beim Regierenden Bürgermeister holen, an den sie sich in einem offenen Brief wenden. Doch auch anderswo im Kiez schreitet die Gentrifizierung voran.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Dezember 2010.

Ein bisschen Frieden für die Brücke

Charmant waren sie ja allesamt, die Ideen zur Befriedung der Admiralbrücke. Ob jetzt allerdings eine Kunstinstallation, in die Kronkorken eingeworfen werden können, oder mit einer Lizenz zum Lärmen legitimierte Straßenmusiker das Brückenproblem ein für alle mal lösen können, darf bezweifelt werden. Eindeutig kontraproduktiv für ein friedlicheres Miteinander hingegen war das Verhalten einiger Anwohner, die offensichtlich […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom Dezember 2010.