Ein Tag zwischen Lego-Eisenbahn und Videocall

Sebastian Mrozynski berichtet live von der Familienfront im Homeoffice

Mama mit K1 und K2 bei der Videokonferenz im HomeofficeVideokonferenz mit Familienbeteiligung. Foto: phils

»Mögest du in interessanten Zeiten leben« – mit diesem alten chinesischen Fluch könnte man wohl auch gut die letzen Wochen charakterisieren. Ein Einblick in das Überleben im Homeoffice, zusammen mit zwei entzückenden Kindern im Alter von ein und vier Jahren.

Morgens 5:50: Mama steht auf, um schon mal etwas zu arbeiten, Papa zieht sich nochmal die Decke über den Kopf.

6:11: Kind 2 meldet sich mit lautem »Wäh« über Babyfon, schläft aber doch wieder ein.

6:12: Kind 1 kommt ins Schlafzimmer gestürmt, um mitzuteilen, dass Kind 2 wach ist. Vom Knallen der Tür wird Kind 2 wirklich wach. Mama macht Kind 2 und Papa sich selber fertig. Kind 1 beginnt, mit der Lego-Bahn zu spielen.

6:40: Das Frühstück steht auf dem Tisch. Kind 1 hat nach der 37. Aufforderung weder Zähne geputzt noch sich angezogen, alle anderen fangen an zu essen.

7:00: Alle am Tisch sind fertig mit Frühstücken.

7:01: Kind 1 kommt angezogen an den Frühstückstisch gestürmt, fordert ein Brot.

7:05: Kind 2 isst einen Bissen und meint, es sei fertig. Der Frühstückstisch kann abgeräumt werden. Mama fängt wieder an zu arbeiten.

7:25: Papa ist mit der Küche fertig und fängt auch an zu arbeiten.

7:26: Kind 1 hat Hunger und quengelt.

7:30: Kind 2 hat es geschafft, die Lego-Bahn aufs Hochbett zu tragen und wirft sie herunter. Kind 1 schreit auf Kind 2 ein.

7:45: Schlichtung abgeschlossen. Kind 1 baut die Lego-Bahn wieder zusammen, während Kind 2 anfängt, mit dem Bobby-Car durch die Wohnung zu hüpfen.

8:30: Papa hat fast 45 Minuten am Stück gearbeitet, da bricht das VPN zusammen – erst mal Kaffee kochen.

9:00: Kind 1 langweilt sich und quengelt bei Mama, dass es iPad gucken will. Kind 2 gesellt sich dazu, Papa hat das VPN wieder am Laufen.

11:00: Papa hat TeamMeeting – die AudioQualität ist okay, solange man das Video aus lässt und Kind 2 einem nicht ins Ohr schreit.

12:00: Mittagessen. Kind 2 beendet dieses durch Umdrehen der Müsli-Schüssel, die dank kurz vorher eingefordertem Nachschlag halb voll ist.

12:30: Tisch ist abgeräumt, Kind 2 wird zum Mittagsschlaf gelegt.

13:00: Kind 2 schläft, Mama hat einen Nervenzusammenbruch, Kind 1 bekommt das iPad.

14:30: Mama und Papa sind am Arbeiten.

14:40: Kind 2 ist fertig mit Mittagsschlaf, iPad wird eingesammelt, Spielen verlagert sich aufs Hochbett.

15:10: Lautes Geschrei: Kind 1 versucht, Kind 2 vom Hochbett zu werfen, Papa fängt es gerade noch rechtzeitig.

16:00: 30 Dramen später beschließen Mama und Papa, den Tag vorerst zu beschließen.

16:15: Aufbruch zum Spaziergang (via Markthalle zum Einkaufen, solange die noch offen hat).

17:45: Wieder zu Hause. Mama und Papa kochen Abendessen. Kind 1 will sofort was essen und wird mit Staudensellerie verarscht, Kind 2 schreit, bis es Kekse bekommt.

18:40: Abendessen. Kinder essen nix, Mama und Papa würgen sich den Rest rein.

20:30: Kinder sind endlich im Bett – Duschen und »Game of Thrones«.

22:30: Mama geht ins Bett.

22:40: Papa klinkt sich in die virtuelle Konferenz ein, die eigentlich in Kanada stattfinden sollte.

01:40: Papa geht ins Bett.

Fazit: Papa hat 5 Stunden gearbeitet, Mama 4. Ein Nervenzusammenbruch. Keine Toten.

Erschienen in der gedruckten KuK vom April 2020.

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Man könnte in diesen Zeiten auf den leicht makaberen Gedanken kommen, dass es ja doch noch Corona-krisensichere Berufe geben müsste, etwa Bestatter. Doch überraschenderweise ist auch diese Branche von der Covid-19-Krise direkt betroffen. Schnell bleibt einem das Lachen im Halse stecken, wenn man hört, was Kiezbestatter Klaus-Uwe Mecklenburg zu berichten hat.

Erschienen in der gedruckten KuK vom April 2020.

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Auch auf den Musik- und Kabarettbühnen des Kiezes herrscht derzeit so etwas wie Notbetrieb. Das BKA beispielsweise bietet einige seiner geplanten Veranstaltungen als Livestream »aus dem BKA Theater Hauptstadtstudio« an. Einige der Stammmusiker des Yorckschlösschens haben ebenfalls eigene Streamingangebote ins Leben gerufen.

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Geschrumpfte Notausgabe im April Das Corona-Virus ist auch an der Kiez und Kneipe nicht ganz spurlos vorübergegangen. Zwar fühlen sich alle Mitarbeiter gesund und wohl, doch trotzdem produzieren wir diese Ausgabe nicht in den vertrauten Redaktionsräumen, sondern – mit einer Ausnahme – am heimischen Computer, und verbunden sind wir alle über das Netz. Viele unserer […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom April 2020.

Rettet die Zweitwohnzimmer!

Kreuzberger Kneipen & Clubs brauchen Unterstützung Kneipen, Bars und Clubs gehörten zu den ersten von den Corona-Eindämmungsmaßnahmen betroffenen Institutionen. Bereits ab 15. März 0:00 Uhr und bis mindestens 19. April haben alle Wirte Zwangspause. Ob die Regelungen im April gelockert werden, steht dabei ebenso in den Sternen wie die Frage, welcher Gastronom den hundertprozentigen Umsatzausfall […]

Nicht mehr draußen spielen

Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg schließt Spielplätze Auch in Friedrichshain und Kreuzberg werden ab sofort die Spielplätze gesperrt, um die Corona-Pandemie weiter einzudämmen. Dies teilte das Bezirksamt soeben in einer Pressemitteilung mit. Die komplette Pressemitteilung: Bis auf weiteres sind auch in Friedrichshain-Kreuzberg die Spielplätze geschlossen. Dies geschieht nach Abstimmung zwischen den Berliner Gesundheitsstadträten am gestrigen Abend und auf […]

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Eine Ausstandskolumne wird würdig geschrieben: Bowie! David Bowie. Was für ein Name. David Bowie habe ich mir für diese Kolumne immer aufgehoben. Ich dachte, darauf greife ich zurück, wenn mir mal wirklich überhaupt nichts mehr einfällt. Und nun feiere ich Ausstand und das Ende dieser Kolumne, was nicht heißt, dass ich nicht noch ein paar […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom März 2020.

Ja, wenn wir alle Hamster wären

Als bei meinem Onkel-Edeka-Laden an der Ecke neulich das 3-lagige Klopapier ausverkauft war, hätte ich eigentlich schon etwas ahnen müssen. Doch erst ein paar Tage später fiel mir auf, dass etwas ganz gehörig nicht stimmte: In der ansonsten stets mit einer großen Auswahl an TK-Pizza gefüllten Kühltruhe herrschte – bis auf eine Packung ungenießbare Gut-und-günstig-Edelsalami – gähnende Leere. Auch das Konservendosenregal wirkte einigermaßen ausgedünnt, und bei den Süßigkeiten sah es aus wie kurz nach dem Weihnachtsschlussverkauf Anfang Januar. Kein Zweifel: Meine sonst so besonnenen Kiezmitbewohner waren der Corona-Panik anheimgefallen und hatten Hamsterkäufe getätigt!

Erschienen in der gedruckten KuK vom März 2020.

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Ende Juni ist Schluss / 80 Bewohner und 65 Mitarbeiter betroffen Das »House of Life« in der Blücherstraße wird zum 30. Juni dieses Jahres geschlossen. Das teilte der Betreiber FSE in einer Pressemitteilung mit. »Die mangelhafte Bausubstanz mit einem enormen Instandsetzungsbedarf, zwingt uns, den Standort aufzugeben«, erklärte der Geschäftsführer der FSE-Gruppe Christian Mannewitz, der die […]

Türkische Nächte

Typisch Kreuzberg, konnten wir natürlich für den Türkischen Beitrag nicht nur bei einer Person bleiben. Da holen wir uns doch schon mehrere Meinungen ein. Zum einen sind das Cansel Kı­zıl­te­pe (SPD), MdB, zum anderen Erbatur Çavuşoğlu, der Inhaber des Plattenladens Lefter Records in der Gneisenaustraße. Kreuzberg geceleri uzun Die Bundestagsabgeordnete Cansel Kı­zıl­te­pe (SPD): Es ist […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom März 2020.

Das Ende der Lenau-Schule

Die Lenau-Schule ist Geschichte. Nach Ende des Schuljahres werden die Bagger in die Nostizstraße kommen und das Gebäude abreißen, das einem Neubau weichen muss. Notwendig wurde die Maßnahme wegen der Asbestbelastung. Eine Sanierung wäre teurer gekommen, als eben ein Neubau.

Erschienen in der gedruckten KuK vom März 2020.

Wie echt ist van Gogh?

Erster Kunst-Krimi von Leif Karpe »Würde uns die ‚Sternennacht‘ weniger interessieren, wenn sie nicht von Vincent van Gogh wäre?« Die Frage steht auf der Rückseite des Covers von Leif Karpes erstem Roman »Der Mann, der in die Bilder fiel«. Derjenige, der da fällt, ist der New Yorker Kunsthistoriker und Detektiv wider Willen Peter Falcon, der […]

Erschienen in der gedruckten KuK vom Februar 2020.

Meine Oma hört im Hühnerstall Motörhead

Bevor mich jemand der Urheberrechtsverletzung oder, schlimmer, des unwissenschaftlichen Arbeitens zeiht, sage ich es lieber gleich zu Anfang: Die Überschrift dieser Kolumne stammt nicht von mir, sondern vom Twitter-User @mogelpony. Sie hat auch nichts mit der eigenartigen Debatte vom Jahreswechsel zu tun, in der es, so darf man das wohl zusammenfassen, darum ging, ob und mit welchen Worten man seine Ahnen der Umweltverpestung bezichtigen darf, denn der zitierte Tweet stammt von 2012.

Erschienen in der gedruckten KuK vom Februar 2020.